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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0367
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Zeitschrift

Kr bildende Kunst, Baukunst

Kunstgcwcrbt.

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.

Schnaufe

Nriligirt nun «/. EggtkS in Mrlin.

Jahrg. vrn. J\2 40.

Man abonnirt in Berlin bei Heinrich Schindler, Köpnickerstraße Nr. 92.
in London bei Williams u. Norgate, in Copcnhagen bei^C. A. Reitzel,

„ Paris bei F. Klincksieck.

„ Brüssel bei C. Muquardl,

„ New-Flock bei Westermann u. Co.,

„ Rom bei I. Spithöver,

so wie in allen Buchhandlungen und Postämtern des In- und Auslandes für den vierteljährlichen

Preis von 1 Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen.

„ Petersburg bei Cggers u. Co.,
„ Stockholm bei Bo inner,

1. Oktober 1837.

Inhalt: Die Kunstausstellung in Paris 1857. — Die Kunst des 19. Jahrhunderts. Aus ungedruckten Vorlesungen von A. Hagen Schwanthaler. (Schluß.)
Zeitung. 'Wetter in Westfalen. (Aufruf zur Errichtung eines Denkmals f. d. Freiherrn v. Stein.) — Schwerin. (Glasfenster v. Gillmeifter u. Lenthe.) —
Wien. (Reformen in der Belvedere-Galerie. Anschütz. Bericht des Alterthumsvereins, Ausstellung.) Amsterdam. — Kunstvcreine. Die Wirksamkeit des
Pester Kunstvereins im Jahre 1856.

Literatur-Blatt Nr. 20. Novellen von Golo Raimund. Band III. Gebrüder Spalding. — Baltische Skizzen^oder: Fünfzig Jahre später. Bon
Di-. Bertram. — Hannibals Tod. Ein Gedicht von P. I. Willatzen. — Arnold v. Selenhofen, Erzbischof von Mainz. Trauerspiel in 5 Aufzügen.

Von Alexander Schnetger. -

|ic Knnjtaosstcllung in Paris 1857.

Allgemeines. — A. Yvon. — I. A. Pils. - H. Vernet.

H. Durand und Brager.

Die hiesige Kunstausstellung ist seit dem 15. Juni im Gange.
Sie befindet sich im Hauptschiffe und in den oberen Räumen des
ursprünglich für die Ausnahme der Industrie-Erzeugnisse bestimmten
Gebäudes, wo die Werke durchweg in hellem, manchmal etwas grel-
lem Lichte und, bis auf die größere oder geringere Entfernung, gleich
vortheilhaft ausgestellt sind. Obschon diesesmal die Ausstellung nicht
mehr so wie es sonst hier zu Lande Sitte war, unentgeltlich offen
stand, so fehlte es doch an Wochentagen, bei einem Eintrittsgelde
von 1 Franken oder 20 Franken für ein aus die ganze Dauer der
Ausstellung gültiges Abonnementsbillet, fast niemals an Zuspruch,
und an Sonntagen, wo Jedermann einging, bewirkte der Andrang
von Schaulustigen aller Klassen eine solche Ueberfüllung der weit-
läufigen Räumlichkeiten, daß von 11, spätestens 12 Uhr an die Thü-
ren gesperrt wurden, und vor dem Eingänge sich alsdann ein Schweif
bildete, der- um daö ganze Haus herumreichte, und die Hick-

tcrfterf sicher sein konnten, nicht in den Teich von Bethesda zu kom-
men, weil man immer nur so viel hereinließ, als eben weggingen.

Die Ausstellung im Ganzen begreift 3474 Artikel oder richtiger

Äummern, da unter einer Rümmer ^oft^'mMete 'Stücke vereinigt
sind. Es ist eine der zahlreichsten, die je gehalten worden, und ich
glaube, die zahlreichste, die aWmeiste Kunstausstellung' von 1855
natürlich nicht mitgerechnet, weil dazu die Künstler der ganzen Welt
eingeladen waren, und weil manche ihre beinah sämmtlichen Werke
einzeschickt hatten. Von den obenerwähnten 3474 Nummern kom-
men 2773 auf die Oelbilder, Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle, Mi-
niaturen, Email- und Porzellanmalereien; 428 auf die Bildhauer-
arbeiten; 273 auf die Kupferstiche und Lithographieen; alles zusam-

VUl. Jahrgang.

men eingeliefert von 1527 Künstlern. Es ist hierbei wohl kaum
nöthig zu bemerken, daß bei weitem das Meiste von hiesigen Künst-
lern herrührt. Vom Auslande ist zwar auch Einiges eingesandt
worden, in dem gedruckten Verzeichuiß der Ausstellung sind die Na-
men von 178 auswärtigen Künstlern aufgeführt, wobei man eigent-
lich noch die. ganz nationalen Fremden von den in Paris ansäßigen
oder sich aufhaltenden Ausländern unterscheiden müßte. Dagegen
nennt der Katalog die Namen von nicht weniger als 1450 einhei-
mischen Künstlern, worunter 123 weibliche Namen sich befinden.

Zur Beurtheilung des dermaligen Zustandes der bildenden
Künste in Frankreich ist die Gelegenheit der öffentlichen Ausstellung
in Paris immer am günstigsten. Denn wenn man auch hier das
ganze Jahr hindurch in ein Paar dazu eingerichteten Privatanstalten
eine große Menge ausgestellter Kunstsachen und vorzüglich viele Ge-
mälde antrifft, so sind dies meist geringere Werke von berühmten
Meistern und Arbeiten von minder namhaften Künstlern, größtentheils
von Anfängern,, die dadurch bekannt werden wollen, und dort ihre
Sachen zum Verkauf ausstellen. Zugleich sind es aber auch Spe-
kulatiouswercke Hr. die Unternehmer solcher Anstalten, die sich von
Liebhabern, besonders von Fremdest, den Eintritt bezahlen lassen,
und. dem Künstler einen äusbedunzenen .Tribut von der .erhaltenen
Kaüssümme abziehen. Unter der Maske der strengsten Kunstrichtet
und ehrlichsten Leute wissen diA Unterhändler das bunte Zeug an-
zupreisen, und den sammelnden Halbkenner eben so gut als den armen
Künstler anznsühren, so sehr beide auch auf ihrer Hut sind. In der
öffentlichen Kunstausstellung aber kommt alles zum Vorschein, was
von einem Jahr zum andern in den verschiedenen Kunstfächern Er-
hebliches und Bewegliches hervorgebrächt ist. Vor dem Eingehen
in Einzelnes möchte es daher nicht überflüssig sein, auf die allge-
meinen Richtungen der heutigen französischen Kunst einen Blick zu
werfen. Die Ausstellung im Ganzen genommen ist sehr verworren

und verschiedenartig; bei vielem Talent merkt man eine große Un-

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