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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0413
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trägt das Kreuz und ist von besonderem Reiz der Erscheinung; schwermüthig legt
er sein Haupt in die Hand. Unten im Bilde erblickt man in kleinerer Dimen-
sion links einen schwarz gekleideten Donator mit sieben in roch kostümirten Söh-
nen hinter sich, darunter ein Wappen mit einem gebogenen Fisch, welches für das
Zeichen der Salm oder Bischer gehalten wird; rechts dagegen befindet sich-eine
Donatrice mit vier Töchtern und das beistehende Wappen zeigt einen Zweig mit
vier Rosen. — Die Schicksale des Bildes gleichen denen mancher andern alten
Tafel der Art. Das mittlere Stück ward in Ulm ans einer Auction alten Hol-
zes gerettet, die beiden Seitenstücke 14 Jahre später bei einem Zuckerbäcker ge-
funden, --der ans der umgekehrten Seite seinen süßen Teig bereitete. Nachdem
daö Bild- lange auf seine Wiederherstellung gewartet, hat Hr. Teschler in
Augsburg, ein Schüler von dem rühmlichst bekannten Eigner dieselbe ans sehr
geschickte Weise zu Stande gebracht. Unser verehrter Dir. Waagen wird ans
das Bild zurückkommen.

— Künstlerisch Productive Frauen sind bekanntlich nicht selten. Von Dichterin-
nen zu geschweige!: haben auch die bildenden Künste einen nicht unbedeutenden
Contingent aufzuweisen, wie das neuerdings Ernst Guhl in einem eignen Buche
darzulegen unternommen hat. Nur die Baukunst scheint die Theilnahme des
schönen Geschlechts ausznschließen. Eben so auffallend war uns, von einem
weiblichen Alterthnmsforscher zu hören. Nach einem alten Hause am Marktplatz
' geführt, fanden wir in Frau Professorin Bardili eine leidenschaftliche Antiqui-
tätensammlerin, die in Bezug auf Eifer, Geduld und Ausdauer, auf Gewandt-
heit, die Dinge aufzuspüren- und zu erwerben, den berühmtesten Sammlern wohl
kaum etwas nachgäbe. Ihre Sammlung ist nicht groß, aber es sind-nur-vor-
zügliche Sachen darin, wenn wir auch in Bezug auf das Alter derselben der Be-
sitzerin in Gedanken nicht immer ganz so weit zurück folgen konnten, wie sie ging.
Ein mäßig großes Zimmer ist vollständigst eingerichtet, so daß man eine Abtei-
lung für's Arbeiten, Essen, Schlafen, Musiziren u. s. w> darin findet. Die
Täuschung zu erhöhen, sind transparent auf die Fenstervorhänge alte Fenster-
rahmen gemalt, mit runden Scheiben, und sieht man dann die Dame, entspre-
chend kostümirt, an der schönen Orgel sitzen, welche mitten ini Zimmer steht, und
ihr Stolz und ihre Freude ist, so giebt es ein vollständiges, sehr charakteristisches
Bild. Bemerkenswerth ist eine Bettlade, welche groß und in der Einrichtung
sehr vollständig ist, ein Waschtisch und d'ergl. gehört dazu. Daß außer sonstigen
Schränken, namentlich Stühle und Tische in großer Anzahl und von mannigfal-
tiger Gestalt vorhanden waren, kann man sich leicht vorstellen. Dazu Schach-
tische, Marmortische, Kruzifixe, ein Eßbesteck mit elfenbeinernem Griff, die drei
Grazien darstellend, eine Dolchscheide von interessanter Arbeit aus dem I. 1625.
Dann unter etlichen alten Büchern sehr wohlerhaltene und reiche Musterbücher,
eins vom I. 1588, einen ganz vollständigen Theophrastus Paracelsus, Straß-
burger Ausgabe vom I. 1605 u. A.

— In der Werkstatt des sehr thätigeN Bildhauer Prof. Wagner sahen wir
neben der Büste des verstorbenen Kapellmeisters Lindpaintner, welche für das
Grabmal desselben am Bodensee ausgeführt wird, verschiedene andere Figuren
ans dem Gebiete des modernen Genre's. So eine Schnitterin und einen Schnit-
ter in Marmor auSgeführt, etwa 4 Fuß hoch. Besonders sie ist eine sehr lieb-
liche Erscheinung. Ihr kurzes Gewand ist halb herabgeglitten und läßt reizende
Formen erblicken; ein Kranz zieht sich durch das gefällig geordnete Haar; die
Bewegung, mit der Sichel in der einen und eine Garbe in der andern Hand
ist natürlich und anmuthig. — Ein anderes Bildwerk zeigt eine sitzende Figur,
die eben nach dem Bade das letzte Stuck Gewandung wieder anlegt. Das Ge-
wand ist schön geordnet und durch die ganze Gestalt geht wirklich ein Hauch der
Frische und Elastizität, welcher die menschliche Gestalt nach dem Bade belebt. —
Als Entwürfe in kleinerer Dimension ausgeführt, bemerkten wir eine Statuette
von dem Herzog Karl, dem Gründer der Karlsschule; dann einen äußerst reiz-
vollen Amor, frank und frei hingestellt, mit unbefangener Unwiderstehlichkeit sei-
nen Pfeil prüfend. Die um das Thonmodell jener oben genannten sitzenden Fi-
gur eines Abends in der Dämmerung geworfenen Feuchtlappen gaben das Motiv
zu einer verhüllten Frauengestalt, die dann durch ein Kohlenbecken an der Seite
als Winter charakterisirt wurde.

Ebenfalls einen großen Fleiß entwickelt Professor H. Rüstige, der besonders
viele Bestellungen mach England und Amerika auszuführen hat. Angefangen sind
ein Genrebild aus dem Künstlerleben: „Raphael und Fornarina"; ein Gegenstück
von gleicher Größe bildet: „Heinrich IV. und Florette." Jmgleichen als Gegen-
stücke präsentirem sich eine Sommer- und eine WiNterlandschaft. Diese Bilder
gehen nach England. Nach Amerika bestimmt war ein lebensgroßes Frauenbild,
eine Badende. Ueber diesen Bestellungen ist eine halbvollendete „Geusenpredigt"
Zurückgestellt worden, die das Interesse wegen der vorzüglichen Charakteristik und
der schönen Komposition in hohem Grade in Anspruch nimmt und deren Voll-
endung der Künstler nicht ad calendas graecas hinausschieben sollte. Unter
den vielfachen sonstigen angefangenen Arbeiten zeichnete sich noch ein Lehrmeister
mit der ihn umgebenden Jugend in der Kirche aus.

Der Bildhauer Professor von Hofer hat den Auftrag erhalten, für den

Schloßhof die kolossale Reiterstatue des Grafen Eberhard im Bart in Erz aus-
zuführen und hat einen vorläufigen Entwurf im Kleinen, welcher den edlen Gra-
sen in kräftigem Mannesalter und in Waffenrüstung auf einem lebhaften Pferde
zeigt, bereits angeferttgt. .

Se. Maj. der König hat dem Maler August Löffler aus München, welcher seine
Skizzen und Aquarelle aus dem gelobten Lande und Griechenland vorzulegen die
Ehre hatte, sechs Bilder davon in der Größe von 5 Fuß Länge auszuführen
aufgetragen. Die gewählten Ansichten sind Damaskus, in heller Sonnenbeleuch-
tung, daS tobte Meer, Jaffa, mit einer beladenen Karavane als Staffage, Stt
Saba mit dem Kloster, Bethlehem, mtt wundervoller Vegetation (Oliven, blü-
hender Oleander und Palmen) lag dieses Bild als fertig ausgeführte-Aquarelle
vor; endlich Jerusalem. — Die Löffler'schen Skizzen erfreuen durch die künstle-
rische Abrundung, die er der Vedute, mit aller Schonung ihrer historischen Ei-
genthümlichkeit zu geben weiß. Mythologisch denkwürdige Punkte sind entspre-
chend staffagirt. So zeigte Delphi mit dem kastalischen Quell in wohlgeordneten
Gruppen Apoll und die Musen, der Hymettus die Gruppe von Cephalus und
Prokris. Ein anderes Blatt zeigte die steile Felswand, wo die-drei Quellen des
Styx aus dem Schnee hervortropfen und verschwinden. Ferner sahen wir: The-
ben mit dem blau schimmernden Helikon; das Kloster Megaspileon, welches in
dem griechischen Befreiungskriege eine Rolle gespielt hat; den Kopaissee, aus dem
die griechischen Feinschmecker die fetten Aale bezogen. Mehrere Blätter schildern
Athen, einmal mit der ragenden Akropolis im violett beleuchteten Hintergründe,
dann diese selbst im Abendschlummer; die Propyläen, eine Naturfarbenstudie in
hellem Sonnenschein-- und ebenso den Parthenon, ein besonders anziehendes, durch
Naturwahrheit fesselndes Blatt. Von den orientalischen Scenerien heben wir
hervor Cairo, Beirut, Baalbek's Trümmersäulen mit dem-Libanon im Hinter-
gründe, das Kuppel-Serail von Damaskus mit dem Anti-Libanon, Nazareth
vom Berge Tabor überragt, den stillen See von Genezareth und Jericho, end-
lich das sonnige Jerusalem mit dem Platz des salamonischen Tempels im Vor-
grunde.

JlltHöbnick. Vor einiger Zeit wurde dem Ferdinandeum von Herrn
Tschager außer einer Summe von 10,000 fl. seine Gemäldesammlung vermacht.
Die Bilder sind jetzt angekommen und ausgepackt; sie übertteffen an Werth und
Bedeutung meist die kühnsten Erwartungen. Tschager war ein Sonderling, der
niemand von seiner Galerie, welche er allniählich mit großen Summen und be-
günstigt von seltenem Glück vereinigte, Einsicht nehmen ließ. Wir erfreuen uns
an Originalbildern eines Teniers, Rubens, Ruysch, Rembrandt, Claude Lorrain,
Tintoretto und anderer vorzüglicher Meister, und zwar nicht bloß solcher Bilder,
die den Stempel ihrer Hand, sondern auch den ihres Genius tragen. Dagegen
nimmt sich freilich das meiste von dem, was bisher in den Sälen des Museums
aufgehängt ist, sehr dürftig und arm aus; es wäre wirklich an der Zeit, wenn
die Direction dem wiederholt ausgesprochenen Wunsch von Kunstfreunden Nach-
kommen und endlich einmal ausmisten wollte. Verzeihen Sie den Ausdruck, es
wäre aber um jeden feinem Schade, wenn man sich an die Sudeleien erinnert,
welche fremde Besucher erschrecken, und bester zu Salzsäcken für die' Saline Hall
verschnitten würden. Will man dies nicht thun, weil vielleicht manche Rücksich-
ten zu Nehmen sind, so bewahre man den Schund in einer eignen Kammer und
schreibe über die Thüre: „Lasciate ogni speränza voi ch’entrate!" (A. Z.)

* W^ren, 10.Oft. (Die Wiedereinführung der Kunstausstellung
der k. k. Akademie der bildenden Künste.) Ich gebe Ihnen hie-
mit genauere Nachricht von dem kaiserlichen Erlasse, den ich Ihnen in meinem letz-
ten Bericht andeutete. Die kaiserliche Akademie der bildenden Künste hat mit
diesem Erlasse wieder das Recht erhalten, jährlich eine Kunstausstellung
abzuhalten. Diese soll von der Akademie-Direktion geleitet werden. Damit aber
diese Ausstellung den erhöhten Anforderungen entsprechend abgehalten werden
könne, und damit die Künstler des Auslandes, insbesondere des deutschen, Ver-
anlassung erhalten, ihre Werke an die akademische Ausstellung zu senden, wurde
für die.nächsten drei Jahre ein jährlicher Betrag von 10,000 fl. C.-M. zum
Ankauf für Werke ausgezeichneter Künstler ohne Unterschied, ob diese Oester-
reicher oder Ausländer sind, bestimmt. Es wurden femer die Preise, die
ebenfalls früher an der Akademie bestanden, wiederhergestellt, aber mit tiefgehen-
den Modificationen.. ES wurden die sogenannten Hofpreise zur Belohnung
österr. Künstler, ferner die sogen. Reichel'schen Preise wieder in das Leben ge- -
rufen und zugleich bestimmt, daß die Interessen des Ausstellungsfonds ebenfalls
zu Preisen verwendet werden. — Die Ausstellung wird in dem Akademiege-
bäude selbst stattfinden. So beschränkt auch die Räumlichkeiten an der Akademie
sind, so wurde im Laufe dieses Sommers ein sehr zweckmäßiges Arrangement
getroffen, vermöge welchem alle Lehrzimmer im obersten Stockwerke vereinigt
wurden, während man die akademische Gemäldegalerie im zweiten Stockwerke
aufstellte. Die dort hergerichteten Zimmer werden dann für die Ausstellung
benutzt werden. Sie sind gut beleuchtet, und bieten hinlänglich Raum für eine
 
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