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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0350
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oberten piemontesischen Kanonen an. Die Modelle des Monumentes
arbeiteten die Bildhauer Joseph und E Manuel Max in
Prag (Ersterer starb bereits), der Entwurf rührt von dem Aka-
demie-Director in Wien, Hrn. Rüben, her; den Guß besorgte
Burgschmiedt in Nürnberg. Die Kosten des Monuments belaufen
sich auf mehr als 100,000 G-, von denen der böhmische Kunst-
verein an 80,000 G. leistete. Das Denkmal stellt den Feldmar-
schall Grafen Radetzky vor, wie er von österr. Kriegern auf einem
Schild emporgehoben wird. Der Feldmarschall hält entblößten
Hauptes in der Rechten den Feldherrnstab, in der Linken die
Fahne Oesterreichs; die Soldatengruppe, bestehend aus einem
Artilleristen, Infanteristen, Feldjäger, einem steyer'schen Schützen,
einem Husaren, Ulanen, Marinesoldaten und einem Seressaner,
steht auf einem Sockel von polirtem Granit. An der Vorder-
und Rückseite desselben ist in deutscher und böhmischer Sprache
zu lesen: „Dem Feldmarschall Joh. Jos. Grafen Radetzky, dem
Führer der tapfern italiänischen Armee in den Jahren 1848 und
1849. Der Kunstverein in Böhmen im Jahre 1858/ Auf den
anderen Seiten des Sockels befinden sich in goldenen Lorbeer-
kränzen die Namen „Santa Lucra," „Vincenza," ferner „Custozza"
und „Novara." Nachmittags strömte die Bevölkerung Prags
nach der Kleinseite, um das Monument in Augenschein zu neh-
men. Die Enthüllungsfeier war vom besten Wetter begünstigt.
Die Grafen Erwein Nostitz, Präsident, und Franz Thun,
Geschäftsführer des Kunstvereins, so wie der Akademiedirector
Rüben erhielten den Orden der eisernen Krone; der Nürnberger
Erzgießer Lenz die goldene Verdienst-Medaille. Die Wittwe des
verstorbenen Joseph Max soll ein Legat erhalten haben.

U. Amsterdam.
Die städtische Ausstellung und die deutschen Maler. — Die Künstlergesellschaft. — Ver-
steigerung einer Sammlung von Handzeichnungen.
Nach dem Specimen holländischer Kunstkritik in Betreff der
aus der hiesigen städtischen Ausstellung (die mit dem 1. November
schloß) anwesenden deutschen Genremaler hätte man auf ein gün-
stigeres Resultat in Hinsicht des Verkaufs schließen sollen; gleich-
wohl ist es mittelmäßiger ausgefallen, als man es hier sonst ge-
wohnt ist. Außer wenigen kleinen Bildern wurde nur das treff-
liche Bild d'Unker's verkauft, über dessen Werth ich vollständig
mit dem Korrespondenten des Handelsblad übereinstimme. Dieses
Gemälde des bis dahin unbekannten Künstlers, ein Leihhaus vor-
stellend, bildete den Glanzpunkt der ganzen Ausstellung, und kein
anderer Künstler, der hier repräsentirt war, durfte sich eines
größeren Erfolges freuen: ja, wären ein halbes Dutzend Bilder
von d'Unker vorhanden gewesen, sie würden Käufer gefunden haben,
um so mehr als der Preis für das Leihhaus ein äußerst niedriger
war. Aber wer ist dieser d'Unker? hörte man fragen. Ist er ein
Schüler der Düsseldorfer Schule, oder ist er ein bereits vollende-
ter Meister, der nur zufällig seinen Aufenhalt in Düsseldorf ge-
nommen hat? Darüber wußte Niemand Auskunft zu geben, und
ich weiß gleichfalls Nichts darüber zu sagen. Ein ganz junger
Mensch ist er aber gewiß nicht; ein junger Mensch wirft nicht
diesen durchdringenden Blick, einem Boz und Balzac gleich, auf
seine Umgebung, und weiß nicht in dieser genialen Weise seine
tiefdurchdachten Typen auf die Beine zu stellen. Eher scheint der
Künstler ein Mann zu sein, der in irgend einem andern Lebens-
beruse zum Welt- und Menschenkenner heranreifte, der, ausgestattet
mit einem trefflichen Talente, nachträglich das Handwerk der Kunst
in Düsseldorf lernte und nun plötzlich Kraft des Genies, das

keine Schule geben kann — von Gottes Gnaden! — als voll-
endeter Künstler dasteht.
Sonst war die Ausstellung mit ihren 600 Nummern äußerst
arm an Darstellungen der höheren Realität, und die sog. heilige
Malerei war nur durch ein großes Bild von I. Pauwels iw
Geed, „die Mutter der Bedrückten," so wie durch Ary S ch effer's
„Jakob und Nahel," ein einfach edles Bild von schönen Linien,
vertreten. Egenberger's sog. historische Bilder: „der erste
Kirchgang von Prinz Wilhelm 1/ und „der letzte Abschied de
Nyiter's von seiner Familie," waren nichts Anderes als an-
sprechende und rührende Familienbilder. Das umfangreichste
historische Gemälde war von I. A. Krusemann: „Prinz
Moritz bei der Leiche seines Vaters;" eine Arbeit, welche, wie
übrigens alle ähnlichen Bilder des berühmten Modeporträt-
Malers, statt Würde, Ernst und Gemessenheit theatralisches
Pathos und weiches Sentiment bei ziemlich schwacher künstleri-
scher Durchbildung zeigte.
In den niederen Fächern war wie immer viel Vortreffliches
vorhanden, wie denn namentlich die Holländer in Betreff des
Kolorits und Tons sehr vorteilhaft gegen die Deutschen und
namentlich die Düsseldorfer abstachen. Den letzteren fehlt durch-
gehends ein kräftig angeschlagener Ton und also das, was man
eigentlich Kolorit nennt. Nur einige Landschafter mach-
ten hievon eine erfreuliche Ausnahme; bei den Düsseldorsern
Genre malern war dieser Mangel namentlich auffallend, und
darin, wie in dem Umstande, daß viele nicht in ihren Leistungen,
sondern nur in den Preisen gegen frühere Jahre gestiegen waren,
muß der geringe materielle Erfolg dieses Jahres gesucht werden.
Wie vor 2 Jahren hatte auch dieses Mal die Künstlergesellschaft
^rti et ^mieitiae ihre Säle zur selben Zeit, wie die Akademie,
eröffnet, so daß hier wiederum zwei Kunstausstellungen zugleich im
Gange waren; — ein Verfahren, welches vielfachen Tadel fand,
und wobei sich allerdings, falls es permanent würde, weder das
Publikum noch die Künstler gut stehen könnten. Entweder die
Akademie, d. h. die Stadt, muß die Ausstellungen aufgeben, oder
die Künstlergesellschaft muß zu dem früheren Gebrauche, nur in
dem Zwischenjahre eine Ausstellung abzuhalten, zurückkehren. Und
letzteres scheint im Interesse der Kunst das Wünschenswerthe zu
sein. In Holland sind überhaupt in der letzten Zeit bei weitem
zu viele Ausstellungen abgehalten worden, so daß man ein förm-
liches Geschäft daraus machen könnte, alle zu besuchen, lieber
die Ausstellung der Künstlergesellschaft, die noch eine Zeitlang ge-
öffnet bleibt, werde ich Ihnen noch berichten.
Im Huis met cks Hoobäeu kam dieser Tage eine vortreffliche
Sammlung von Handzeichnungen der älteren Meister, namentlich
der holländischen Schule, zur Versteigerung, gesammelt durch den
Herrn H. van Cranenburg. Für einige Blätter wurden
folgende Preise, meist von Holländern, gezahlt.' Nr. 1 des Kata-
logs A. van der Velde 400 fl.; Nr. 3 A. van Ostade 980 fl.;
Nr. 24 PH. Wouwermann 760 fl.; Nr. 51 A. v. Dyck 300 fl.;
Nr. 75 N. Berchem 1210 fl.; Nr. 76 desgl. 695 fl.; Nr. 77
und 78 L. Backhuysen 756 fl.; Nr. 121 A. v. d. Velde 1010fl.;
Nr. 123 Jak. Nuysdael 905 fl.; Nr. 120 A. v. d. Velde 710 fl.;
Nr. 99 P. Potter 200 fl.; Nr. 97 und 98 A. v. d. Velde 410 fl.;
Nr. 96 Rembrandt (ein Löwe) 161 fl.; Nr. 27 A. Pynacker
200 fl.; Nr. 28 I. Hackaert 162 fl.; Nr. 26 Karel Dujardin
235 fl.; Nr. 35 Willem van de Velde 201 fl.; Nr. 31 Rem-
brandt (Landschaft) 180 fl.; Nr. 148 I. Nuysdael 300 fl.; Nr. 149
A. v. de Velde 325 fl.; Nr. 150 desgl. 270 fl.; Nr. 151 K.
Dujardin 345 fl.; Nr. 152 N. Berchem 125 fl.; Nr. 153 desgl.
155 fl.; Nr. 155 PH. Koning 1200 fl.; Nr. 171 Rembrandt
410 fl.; Nr. 172 I. Both 140 fl.; Nr. 174 A. v. de Velde
300 fl.; Nr. 175 N. Berchem 300 fl.; Nr. 176 desgl. 180 fl.;
 
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