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lieb zu einer Zwangsjacke machen zu sollen, wenn uns unser Volk
noch künftig singen soll — welche unpoetische und geschmacklose Zu-
muthung! i

Noch mehr als dasjenige selbstverständlich ist, was in den obi-
gen Wohllautsregeln irgend vernünftig ist, sind die Regeln über
Contraste der Gefühle, Kürze des Ausdrucks, Axiome jedes an-
ständigen Lyrikers; es ist bloß unangenehm zu sehen, wie sich
hier ein Dichter bemüht und gar nicht weiß, wie er es den
Komponisten und obenein auch den Sängern recht bequem ma-
chen soll. Diese Beschäftigung halten wir nicht vereinbar mit dem
echten Wesen der dichterischen Production und eines Priesters der
Kunst nicht würdig. Wer da verlangen kann, daß man den lyri-
schen Dichterwald verstümmelt, der soll das Componiren bleiben
lassen. Jeder echte Meister oder Jünger der musikalischen Zunft
wird uns aber zugeben, daß das lyrisch vollendetere Gedicht auch
das geeignetere zum Componiren, und daß es Sache des Evmponi-
sten ist, dem Liede nachzugehen. Ist der Tondichter sonst eine über-
strömende lyrische Seele, so mag er seine Lieder ohne Worte schrei-
ben und sich auch wohl zu dem besonderen musikalisch-lyrischen Er-
guß von seinem dichterischen Freund einen Text schreiben lassen,
warum nicht? Das heißt noch nicht die Ordnung der Dinge um-
kehren. Wohl aber das, wenn man die eine Kunst in ihrem Ma-
terial und der künstlerischen Behandlung desselben verkürzen will,
um sie, an ihrem Eigenthum geschädigt, zu einer Magd ihrer Schwe-
ster zu machen, mit der sie vielmehr mit der Fülle ihrer Mittel in
Harmonie gehen soll.

Wir denken uns das Wesen der Lieder-Eomposition so:

Aus dem angenehmen Umherirren der Gefühle und Empfin-
dungen, in welches uns die Musik durch daS melodische Weben der
Töne versetzen kann und das Diesen den einen und Jenen den an-
dern Weg führt, werden wir durch einen mit ihr verbundenen Text,
der Vorstellungen und Gedanken hinzubringt, in eine bestimmte
Richtung geleitet. Von ihm darf sich die Musik nicht so weit
emancipiren, daß sie, wie es allerdings in den großen Opernarien,
besonders der früheren italienischen Oper, der Fall war, ganz ihre
eignen Wege geht. Wir wollen hier die Erinnerung an diejenigen
komischen Quartette einschalten, welche als Text eine Speisekarte,!
daS Alphabet oder die deutschen Bundesstaaten und dcrgl. haben.
Hierin ist, obwohl es so scheinen mag, keineswegs diese Emancipa-
tion vom Texte. Wer diese drolligen Sachen kennt, wird zugestehn,
daß sie jede durchaus in ihrem Charakter gehalten sind und wirk-
lich nur den jedesmaligen Text zur Unterlage haben können. Da-
gegen hört natürlich jeder Humor auf bei dem Versuch, den Jemand
gemacht hat, eine Tabaksanzeige im strengen Kirchenstyl zu setzen.
Die absolute Fremdheit, womit Text und Musik einander gegenüber
stehen, wirkt hier unangenehm.

Andererseits soll sich die Musik nicht dazu erniedrigen, das
freie Hinströmen ihrer Bewegungen, ihre Melodie-Gedanken aufzu-
geben, um, sich an das Einzelne heftend, eine recht genaue Charak-
teristik der Textesworte zu geben.

Vielmehr ist das das Wesen der echt künstlerischen Liedercom- j
Position, daß, gleichwie ein Lied in der verschiedenen Schattirung
der Anschauungen und Stimmungen, die es in sich haben kann,
doch den Grundton einer Empfindung anschlägt, einen Gemüths-
ton am vollsten und tiefsten angiebt, auch die Composition diesen
Ton auffasse und in ihrer Melodie wiedergebe. Die Textworte
sind dann gewissermaßen nur eine Bestätigung der Ueberschrift, wenn
diese anders Halbwege erschöpfend gewählt werden konnte. Wenn
nur jener Grnndton in der Musik des Liedes ist, so schadet es mit
Nichten, ob einmal eine Strophe minder dazu paßt, wogegen das

Nachkriechen-jubeln-hüpfen-klagen hinter jedem Verse, jedem Worte
her, den unbehaglichen Eindruck der Hanstwurstiade eines Potpour-
ri's macht.

So einfach das Ebengesagte ist, so bekannt ist cs, und wir be-
dürften der Entschuldigung, daß wir es überhaupt wiederholt haben.
Warum kommt aber Hr. Schanz und behauptet, daß man nicht ge-
nug über dies Thema sprechen könne und daß, was er sagt, das
Resultat ernsten Nachdenkens ist! Eher dürste die Operntextsrage
Interesse haben; ihr vom dichterischen Standpunkt ans einen beson-
dern Artikel zu widmen, sind wir nicht abgeneigt.

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