Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

DOI Artikel:
Schölermann, Wilhelm: Neuere Wiener Architektur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0241
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 IO

Wilhelm Schölermann.

Wand-Brunnen. Entw. v. ARCH. JUL. MAYREDER-WIKN.

suchen, um einen Augenblick Einkehr zu
halten und Zwiesprache mit unserer eigenen
Seele. Einen solchen Kunsttempel hat
Olbrich schaffen wollen und damit jenen ent-
schiedenen Schritt zur Verbesserung des
Ausstellungswesens gethan, der dringend
nöthig war um zu zeigen, dass Kunstwerke
keine Massenerzeugnisse sind, sondern Ein-
heiten, welche in diskreten, vornehmen Räumen
einzeln genossen werden sollen; von jetzt
an wird die Ausstellung dauernd geöffnet
sein, mit wechselnden Darbietungen, zuweilen
nur einen oder zwei Künstler zur Zeit gleich-
zeitigvorführend, stets den intimen, exklusiven
Karakter betonend, frei von dem Alltäglichen.

Die vier Innenansichten, welche wir zur
Illustration gebracht haben, geben ein gutes
Bild von der einfachen, dekorativen An-
ordnung der Ausstellung in den von gleich-
mässigem Licht durchflutheten Räumen.
Gerade die Lichtfrage ist meisterhaft gelöst.
Der Eröffnungstag war einer der dunkelsten
Novembertage. Das milde, weiche Licht
drang aber bis in jede Ecke hinein.

Man hat über die Aussenarchitektur
dieses Gebäudes soviel gestritten, dass
man schon aus diesem Grunde annehmen
darf, es muss wohl etwas gutes daran sein.
Interessant ist, dass von den Architekten,
die mir ihre Ansichten darüber gaben, nicht
zwei einer Meinung waren. Im all-
gemeinen lautet das Urtheil abfällig; einzelne
Stimmen finden es sehr schön. Ich glaube,
man hat nicht genug in Rücksicht gezogen,
dass der Erbauer erstens »im Punkte Bau-
fonds« nicht unumschränkt nach Gutdünken
hat schalten können, und zweitens, dass sein
Blick immer in erster Linie auf die prak-
tischen Anforderungen im Innern gerichtet
sein musste. Das erklärt Vieles, was die
Kritik — ich meine die ernstere Kritik, nicht
die der Tagespresse — allzuscharf getadelt

Bierkrug aus Zinn.

PETER BREITHUT—WIEN.
 
Annotationen