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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Die Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0139
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Die Darmstädter Künstler-Kolonie.

4'5

Fabrik, wenn er nur schablonenmässige
Schleuderware fertigt, hierbei muss er wirt-
schaftlich und geistig zugrunde gehen. An-
dererseits lässt sich aber auch das Rad der
Entwickelung nicht rückwärts drehen und
etwa das Emporblühen unserer Industrie
zu Gunsten des Handwerks beschneiden.
Wenn dem Handwerke geholfen werden
soll, so kann es nur auf dem Wege ge-
schehen, den zu betreten wir uns anschicken,
den uns die Hand des Landesherrn gewiesen
hat. Der Handwerker muss durch künstle-
rische Erziehimg und künstlerische Vorbilder
angeleitet werden: persönliche Arbeiten, in
denen Intelligenz, Geschmack, eigene Ideen,
und möglichst volkstümlicher Geist zum
Ausdrucke kommen, zu leisten. Das kann
die Maschine nicht. Das
kann auch nicht jeder
Handwerker. Allein dem
Minderbegabten bleibt
ohnedies kein anderer
Ausweg, als in die Fab-
rik zu gehen, den Be-
gabten können wir aber
fördern und, indem wir
ihm künstlerischen Sinn
einflössen, zu einer be-
deutenden Besserung sei-
ner wirthschaftlichen Lage
veranlassen.

Hier wäre die engste
Verbindung zwischen
Künstler u. Handwerker
anzustreben, so dass end-
lich das Grundübel, an
dem unser Gewerbe leidet,
die Trennung des Ent-
werfenden vom Ausfüh-
renden , beseitigt würde.

Für Weberei, Sticke-
rei und Flachschnitzerei
müsste eine Wieder-
belebung der häuslichen
Kunstübung herbeige-
führt werden.

Die Umgebung von
Darmstadt bietet, das ist
seit Alters bekannt, dem
Maler aussergewöhnliche j. r. witzel.

Reize. Hier, am Uebergang der belaubten
Berge in die Ebene, bieten sich ihm die
werthvollsten Möglichkeiten, die Geheim-
nisse von Licht und Luft, das Wesen der
modernen Malerei, zu ergründen. Dass
hier ein Meister wie Heinz Heim, der doch
nach der Ansicht zahlreicher Kenner als
einer der fortgeschrittensten in der neu-
zeitlichen und spezifisch deutschen Kolo-
ristik zu gelten hat, dass hier so mancher
andere bedeutende Landschafter sich ent-
wickelte und seine Studien machte, ist Be-
weises genug. Der Maler sucht heute nicht
mehr »romantische« Effekte, er findet die
Schönheit gerade im Einfachen und Intimen.
So braucht in der That nur ein Mittelpunkt,
ein Künstlerheim, errichtet oder ein kleiner

Studie.
 
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