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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Commichau, Felix: Rudolf Bosselt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0108
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IOO

Felix Commichau—Darmstadt:

RUDOLF BOSSELT — DARMSTADT.

kräftiger Naturen weiter festigt, schwächere
wirklich beginnen, sich zu einer solchen zu
entfalten, liegt auf der Hand; wer sich gar
nicht auf eigenen Füssen halten kann, wird
abgestossen. Dort gibt's kein »Grosspäppeln«.

Bosselt modellierte in dieser Art ein
Jahr lang. Ab und zu griff er auch zum
Zeichen-Stifte, um die menschliche Form im
Bilde festzuhalten. Während der Vormittag
in der Akademie zugebracht wurde, widmete
er den anderen Teil des Tages privaten
Arbeiten. Einige ausgezeichnete Porträt-
Plaketten entstanden; vor allem die seines
Freundes Ziegler und dessen Braut, welche
in der »Deutschen Kunst und Dekoration«

seiner Zeit bereits publiziert
worden sind. Die Aus-
stellung des Salons 1897
brachte ihm die erste öffent-
liche Ehrung, wenn auch
eine bescheidene. Er hatte
eigentlich, wie er lächelnd
zugesteht, nur aus dem
Grunde Arbeiten von sich
dem Ausstellungs-Komitee
eingesandt, um im Falle
einer Aufnahme derselben
für die Dauer der Ver-
anstaltung freien Eintritt
zu erhalten, der bei aus-
stellenden Künstlern selbst-
verständlich ist; und nun
glückte es ihm, nicht nur
die Aufnahme sofort zu-
gebilligt , sondern zum
Schlüsse der Ausstellung
eine »mention honorable«
zu erhalten. — In die letzte
Zeit seines Pariser Aufent-
haltes fiel auch das Preis-
Ausschreiben des preussi-
schen Staates zur Er-
langung einer Taufmedaille.
Den Entwurf hierzu fertigte
er grösstenteils noch auf
französischem Boden. Seine
Arbeit erhielt, wie bekannt,
als weitaus bestes Stück den
ersten Preis von 2000 Mk.
Doch von höherer Be-
deutung als dieser von ihm selbstverständlich
lebhaft begrüsste pekuniäre Erfolg war der
mit dem Preise verbundene ideelle. Mit einem
Schlage wurde er als bedeutende deutsche
Kraft, an deren Zukunft man hohe Erwartungen
knüpfen durfte, den weitesten Kreisen be-
kannt. Als diese Entscheidung fiel, es war im
Mai 1899, befand Bosselt sich bereits wieder
auf deutschem Boden und zwar wiederum in
Frankfurt a. M., wo er mit der dortigen
Filiale der Bronzewaren - Fabrik Riedinger
in engere Verbindung trat, eine Verbindung,
die ihm ein wirtschaftliches Rückgrat ver-
schaffte, ohne ihn künstlerisch zu knebeln.
Nun folgte auf einen Erfolg der andere.

Elektr. Lampe (Vorder-Ansicht)
 
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