Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (19.1906-1907)

Paul Schulze — Crefeld :

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JESSIE M. KING—GLASGOW. »FEDERZEICHNUNG AUF PERGAMENT«.

Eigentum der Künstlerin

heute jedes anständige Laden-
geschäft »feste Preise« hat
und wie jeder anständige
Mensch sich scheut in ein
Schachergeschäft zu gehen,
wo er nie weiß, ob er
am Schluß genug abgehan-
delt hat, so sollten die Maler,
die doch durch den gött-
lichen Funken der hohen
Kunst geadelt sind, ihr Ge-
schäft höher stellen und
dem Kunstfreund nicht von
vornherein durch übertriebene
Preise den Mut nehmen,
dem Gedanken der Erwerbung
eines Ölgemäldes näher zu
treten. Wenn die Künstler
sich entschließen könnten
nur die Preise ihren Bildern
anzufügen, die für sie die
äußersten sind, würden sie
mit einem Schlage den
Kreis der Käufer verdoppeln
oder verdreifachen; dann
könnte auch der besser ge-
stellte Mittelstand zu ihren
Kunden zählen. Es wäre die-
ses im Interesse der Künstler
wie auch in dem des kaufen-
den Publikums dringend zu
wünschen, welches ein An-
recht hat auf Anteilnahme
an der deutschen Kunst-Er-
zeugung, die nicht nur den
Millionären vorbehalten, son-
dern auch für den nicht
mit Glücksgütern überladenen
intelligenten Teil der Bevöl-
kerung vorhanden sein soll.
— Daß der oben gerügte
Zustand nicht nötig ist, ist da-
durch bewiesen, daß er in den
Deutschland benachbarten
Kulturländern nicht im selben
Maße Sitte ist. Man findet
ihn auch nicht auf allen
Gebieten des Kunsthandels,
so nur in geringem Maße im
Handel mit Werken der Bild-
hauerkunst und überhaupt
nicht in der angewandten
Kunst. Warum sollen die
Maler allein die Parias unter
den Künstlern sein, die mit
jedem Gebot, welches man
ihnen gnädig hinwirft, sich
zufrieden geben sollen? —