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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Michel, Wilhelm: Künstlerische Plakate
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0405
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Wilhelm Michel-München:

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H. MOSER—MÜNCHEN.

Druck: Vereinigte Druckereien
vorm. Schön & Maison—München.

schaffen, die sich dem Gedächtnis leicht ein-
prägen, und gibt ihnen eigentlich nur des-
halb eine gegenständliche Beziehung, damit
das Bild an sich, selbst auf große Ent-
fernungen, auch ohne Lektüre des Textes
seinen propagandistischen Zweck zu erfüllen
vermag. Bei der bildlichen Gestaltung dieser
Beziehungen ist der Phantasie der freieste
Spielraum gelassen. Th. Th. Heine wandelte
die 11 Scharfrichter kurzerhand in 11 Teufel
um, deren greuliche Fratzen irgendwie aus
einer dunklen Fläche auftauchen. Bruno
Paul stellt uns einen veritablen Scharfrichter
hin, an den sich eine »leichte Dame« modi-
fizierend anlehnt. Ludwig Hohlweins Jagd-
plakat bringt einen Hirschen in effektvoller
Verkürzung, eine Schießscheibe wirksam
überschneidend. Das Kunst-Ausstellungs-
plakat von Franz Stuck bedient sich sogar
allegorischer Ausdrucksweise. Kurz, es gibt
hier keine Schranken als die des Ge-
schmackes, und innerhalb derselben ist alles
erlaubt. Das Kakao-Plakat von Beggarstaff
beweist, daß man auch ohne gegenständ-
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liehe Beziehung auskommen kann. Das
Theaterplakat des berühmten französischen
Zeichners C. Leandre ist insoferne von In-
teresse, als es beweist, daß Frankreich auch
im Plakatwesen wie auf so vielen anderen
Gebieten den Anschluß an die Prinzipien
der modernen angewandten Kunst noch
nicht gefunden hat. Leandres Schöpfung
ist sicherlich eine feine, qualitätreiche Künst-
ler-Arbeit, aber sie ist neutral, sie trägt gar
keinen plakatistischen Charakter. Sie ist
eine vergrößerte Illustration und fände ihren
Platz besser in einem Buch.

Was den Plakattext anlangt, so hat auch
hier der moderne Grundsatz der Einfachheit
günstig gewirkt. Mit der früher viel geübten
Unsitte, Bild und Schrift kunterbunt durch-
einander zu werfen oder gar die Schriftzeilen
ornamental zu krümmen, hat der moderne
Plakatkünstler gebrochen. Beide Fehler
finden sich, allerdings in gemilderter Form,
bei dem hier abgebildeten Plakat von Car-
panetto—Turin. In der Regel wird heute
der Text vom Bilde ganz getrennt und auf

WEiDENSCHLACEK—MÜNCHEN.

Druck: Vereinigte Druckereien
vorm. Schön & Maison—München.
 
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