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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Kesser, Hermann: Neue Schweizer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0293
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Neue Schweizer Malerei.

ERNST WURTENBERGER.

.Hauernbildnis.

der Sonne und der Naturvorgänge wird
diese Malerei beseelt und erwärmt. Wid-
mann hat sich mit seinen Werken in die
vorderen Reihen der Jungschweizer Male-
rei begeben.

Den Platz mit ihm teilen die Berner
Boß aus Münsingen, Cardinaux aus Bern,
Linck, ein aus dem Württembergischen
stammender Künstler und Max Buri
aus Brienz. Unter ihnen pflegen Boß
und Buri das Figurenbild; beide malen
das Landvolk, wobei Boß, in Zeichnung
und Farbe freier schaltend, wie sein
Meister, den Menschen im Zusammenhang
mit der Natur darstellt, pflügende, säende,
auf dem Felde betende Bauern; Buri, zur
Zeit wohl der erfolgreichste Figurenmaler
der Hodlergruppe, der unterhaltenden
Szenen des oberländischen Bauernlebens

nachgeht. — Er malt etwa das, was
Defregger malen würde, wenn er in der
Schweiz lebte.

Aber er malt es anders.

Von allen Nebensachen ist abgesehen.
Nur der malerische Eindruck ist in einer
beinahe an die Umrißlinien und Farben-
technik der Steinzeichenkunst erinnernden
Malweise festgehalten. Buris Malerei ist
darum so erfreulich, weil sie beweist, daß
man fröhliche Kartenspieler, Dorf-Musi-
kanten, Wirtshauspolitiker, kurz, alle
Gegenstände, die der Nachwuchs von
Defregger heute noch in Massen für den
Bilderhandel herstellt, auch als Künstler
behandeln kann.

Man wird Buri schon jetzt in den
Mittelpunkt der Schweizer Kunst stellen
dürfen: Seine Kunst fußt im Volke. Sie

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