Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

DOI Artikel:
Kesser, Hermann: Neue Schweizer Malerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0292

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hermann Kesser—Zürich:

MAX BURI—BRIENZ.

Der Grindelwaldner Bergführer Gustav Hasler.

Rafaels Madonnen zwanglos und zufällig
erscheinen. Hodler hat nicht bei ihm,
sondern bei seinem Lehrer der Kompo-
sitions- und Raumeinteilung, bei Pietro
Perugino angeknüpft, eine Tatsache, die
mit den Werken seiner Hand und seiner
Künstlergruppe insofern zu tun hat, als
auch hier der strenge, in peinlich genaue
Linien gefügte Stil festgehalten wird. Bei
solchen Grundsätzen kann der Sinn der
Künstler nicht wie bei Segantini auf das
Seelische in der Natur gerichtet sein, nicht
einmal auf besondere Stimmungen. Das
Hochgebirge wird vielmehr in Farbe und
Linie als dekorative Erscheinung betrachtet;
jede kleinste Kleinigkeit wird stilisiert und
typisiert und der Gesamteindruck wird
auf ein einziges lineares Hauptmotiv ab-
gestimmt.

Es versteht sich von selbst, daß dieses
System so vieler Wendungen fähig ist,
daß alle, die sich unter Hodlers Einfluß
befinden, dabei ursprünglich und indivi-
duell bleiben können.

Die Figurenmaler dieser Gruppe und die
Landschafter haben das schlagend be-
wiesen. So hat Fritz Widmann, ein Sohn
des Berner Dichters J. V. Widmann, der
hier mit einer Landschaft vertreten ist, das
Hodlersche Prinzip übernommen, um es auf
seine mehr auf verborgene Lyrik gerich-
tete Landschaftskunst anzuwenden. Seine
Werke, zum größten Teil Schilderungen
des Zürcher Seelandes und der Urschweiz,
erhalten dadurch warmes stimmungs-
bildendes Leben. Die ornamentale Wir-
kung mag dabei geringer werden, aber
durch ein kräftiges Empfinden der Farbe,

284
 
Annotationen