Die Zukunft des Kunstgeiverblers.
DIE ZUKUNFT DES KUNSTGEWERBLERS.
Wer unter Künstlern lebt, erfährt's alle
Tage, der Kunst - Akademiker schaut
herablassend auf den Kunstgewerbler und des
Kunstgewerblers Hoffen und Sehnen ist doch
schließlich die Kunst-Akademie.
Der Kunstgewerbler fühlt sich geringer,
jedenfalls geringer eingeschätzt von der Außen-
welt, von Künstlern und vom Publikum. —
So meinen wenigstens die Künstler, obwohl
die Praxis schon deutlich genug z. B. in den
Ausstellungen gegen dies Gefühl spricht.
Doch solche Gefühle von geringerer ge-
sellschaftlicher Einschätzung müssen doch
zuletzt einen Grund haben.
Welchen Grund wohl?
Die früher besonders bei den Herren der
Kunst - Akademie so beliebten Samtkittel,
wallenden Locken und Schlapphüte sind für
Moderne doch höchstens etwas, was durch
alte romantische Erinnerungen lustig und be-
lustigend wirkt.
Vielleicht tut's gar die Visitenkarte ?
Kunst-Akademiker und Kunstgewerbler klingt
für gar so viele liebe gute Deutsche sehr ver-
schieden. Ein Fremdwort ist immer wohl-
klingender für die weiten Umwohner Köpenicks
— und dem Gewerbler hilft das vorgesetzte
Wort Kunst sicherlich ebensowenig wie dem
Kunstmaler, dem Kunstschreiner, dem Kunst-
gärtner im wirklichen Ansehen, im tatsäch-
lichen Erfolg. Das weiß der Kunstgewerbe-
schüler gewiß am allerbesten. Die Angabe
seiner Bildungsstätte hat nichts vom »impo-
nierenden« Klange des Herrn Akademikers.
Schade, daß der Kunst-Akademiker nicht
dieselbe Feinfühligkeit oder Empfindlichkeit
für Titel entwickelte wie sein Kommilitone
vom Gewerbe. — Seitdem es Schneider-Aka-
demien und akademisch gebildete Schneider
- vielleicht bald Chauffeure gibt, nützt doch
wohl nicht mehr allzulange der Wohlklang
vieler schöner Vokale im fremden Wort.
Nun, vielleicht nehmen sich beide Künstler-
Kategorien ein Beispiel an Michelangelo.
Der war beleidigt als ein Brief adressiert war:
»An den Bildhauer Michelangelo Buonarotti«.
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DIE ZUKUNFT DES KUNSTGEWERBLERS.
Wer unter Künstlern lebt, erfährt's alle
Tage, der Kunst - Akademiker schaut
herablassend auf den Kunstgewerbler und des
Kunstgewerblers Hoffen und Sehnen ist doch
schließlich die Kunst-Akademie.
Der Kunstgewerbler fühlt sich geringer,
jedenfalls geringer eingeschätzt von der Außen-
welt, von Künstlern und vom Publikum. —
So meinen wenigstens die Künstler, obwohl
die Praxis schon deutlich genug z. B. in den
Ausstellungen gegen dies Gefühl spricht.
Doch solche Gefühle von geringerer ge-
sellschaftlicher Einschätzung müssen doch
zuletzt einen Grund haben.
Welchen Grund wohl?
Die früher besonders bei den Herren der
Kunst - Akademie so beliebten Samtkittel,
wallenden Locken und Schlapphüte sind für
Moderne doch höchstens etwas, was durch
alte romantische Erinnerungen lustig und be-
lustigend wirkt.
Vielleicht tut's gar die Visitenkarte ?
Kunst-Akademiker und Kunstgewerbler klingt
für gar so viele liebe gute Deutsche sehr ver-
schieden. Ein Fremdwort ist immer wohl-
klingender für die weiten Umwohner Köpenicks
— und dem Gewerbler hilft das vorgesetzte
Wort Kunst sicherlich ebensowenig wie dem
Kunstmaler, dem Kunstschreiner, dem Kunst-
gärtner im wirklichen Ansehen, im tatsäch-
lichen Erfolg. Das weiß der Kunstgewerbe-
schüler gewiß am allerbesten. Die Angabe
seiner Bildungsstätte hat nichts vom »impo-
nierenden« Klange des Herrn Akademikers.
Schade, daß der Kunst-Akademiker nicht
dieselbe Feinfühligkeit oder Empfindlichkeit
für Titel entwickelte wie sein Kommilitone
vom Gewerbe. — Seitdem es Schneider-Aka-
demien und akademisch gebildete Schneider
- vielleicht bald Chauffeure gibt, nützt doch
wohl nicht mehr allzulange der Wohlklang
vieler schöner Vokale im fremden Wort.
Nun, vielleicht nehmen sich beide Künstler-
Kategorien ein Beispiel an Michelangelo.
Der war beleidigt als ein Brief adressiert war:
»An den Bildhauer Michelangelo Buonarotti«.
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