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Breuer, Robert: Plastiken von Richard Engelmann
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0136
RICHARD ENGELMANN DAHLEM-STEGLITZ. Brunnen-1'igur: »Ruhende».
PLASTIKEN VON RICHARD ENGELMANN.
VON ROBERT BREUER.
Worte und Begriffe sind gar zu kümmer-
liche Gefäße für die Empfindungen und
Erschütterungen, die uns die Kunst bereitet.
Wie wenig ist doch gesagt, wenn irgend einer
Dokumentation des Sehens die Etiquetten
Realismus oder Idealismus angeheftet werden.
Die Philister würden es ohne weiteres glauben,
wenn man Liebermann einen Erzvater des
Naturalismus heißt; dennoch fühlt jeder Emp-
findsame in dem Fanatiker der Wirklichkeit,
in dem Diener am Objekt, den Vorläufer, ja
den Begründer dessen, was der naive Histo-
riker heute Neu-Idealismus, Neu-Römertum
oder gar mystische Rhythmik nennt. Und
wiederum: gibt es irgend welche Klarheit,
wenn ich van Gogh als musikalischen Idea-
listen, Gauguin als idealistischen Pathetiker
hinstelle; müßte nicht gerade von beiden vor
allem der naturalistische Instinkt, die Gier zur
Natur als das Entscheidende gepriesen wer-
den. Es ist eben so, daß jeder wahrhafte Kul-
tus der Natur notwendig dazu führt, die Ein-
zelwahrnehmungen zu komprimieren, um aus
den Erscheinungen die Gesetze zu gewinnen.
Man kann keine scharfen Grenzen ziehen
zwischen denen, die mehr das Mannigfache
der Merkmale notieren, und denen, die das
Addieren vollziehen. Gewiß, das läßt sich
leicht trennen: Naturalismus und Allegorie,
Wirklichkeit und Symbolik. Zwischen Lieber-
mann und Böcklin liegt eine unüberbrückbare
Kluft; Liebermann und Hodler aber gehören
letzten Sinnes zusammen. Darum ist es, ob-
gleich als Registratur der Vorgänge richtig,
dennoch falsch, zu sagen, daß jener Naturalis-
mus und Impressionismus, dem Manet und
Liebermann Klassiker wurden, jetzt durch den
jungen Heersturm derer von Cezanne bis
Hodler, derer um Maillol, abgelöst ist. Von
einer Ablösung kann keine Rede sein, nur von
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PLASTIKEN VON RICHARD ENGELMANN.
VON ROBERT BREUER.
Worte und Begriffe sind gar zu kümmer-
liche Gefäße für die Empfindungen und
Erschütterungen, die uns die Kunst bereitet.
Wie wenig ist doch gesagt, wenn irgend einer
Dokumentation des Sehens die Etiquetten
Realismus oder Idealismus angeheftet werden.
Die Philister würden es ohne weiteres glauben,
wenn man Liebermann einen Erzvater des
Naturalismus heißt; dennoch fühlt jeder Emp-
findsame in dem Fanatiker der Wirklichkeit,
in dem Diener am Objekt, den Vorläufer, ja
den Begründer dessen, was der naive Histo-
riker heute Neu-Idealismus, Neu-Römertum
oder gar mystische Rhythmik nennt. Und
wiederum: gibt es irgend welche Klarheit,
wenn ich van Gogh als musikalischen Idea-
listen, Gauguin als idealistischen Pathetiker
hinstelle; müßte nicht gerade von beiden vor
allem der naturalistische Instinkt, die Gier zur
Natur als das Entscheidende gepriesen wer-
den. Es ist eben so, daß jeder wahrhafte Kul-
tus der Natur notwendig dazu führt, die Ein-
zelwahrnehmungen zu komprimieren, um aus
den Erscheinungen die Gesetze zu gewinnen.
Man kann keine scharfen Grenzen ziehen
zwischen denen, die mehr das Mannigfache
der Merkmale notieren, und denen, die das
Addieren vollziehen. Gewiß, das läßt sich
leicht trennen: Naturalismus und Allegorie,
Wirklichkeit und Symbolik. Zwischen Lieber-
mann und Böcklin liegt eine unüberbrückbare
Kluft; Liebermann und Hodler aber gehören
letzten Sinnes zusammen. Darum ist es, ob-
gleich als Registratur der Vorgänge richtig,
dennoch falsch, zu sagen, daß jener Naturalis-
mus und Impressionismus, dem Manet und
Liebermann Klassiker wurden, jetzt durch den
jungen Heersturm derer von Cezanne bis
Hodler, derer um Maillol, abgelöst ist. Von
einer Ablösung kann keine Rede sein, nur von
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