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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Wolf, Georg Jacob: Werke aus dem Leibl-Kreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0378
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KARL SCHUCH t

»WALDSEE«. GALERIE HABERSTOCK.

WERKE AUS DEM LEIBL-KRE1S.

VON GEORG JACOB WOLF - MÜNCHEN.

„Echte Kunst kann sich nur auf dem Boden des
Handwerksmäßigen aufbauen". Wilhelm Leibi.

Der unbändige, athletische Jüngling Wilhelm
Leibi ward in Köln zu einem Schmied in
die Lehre getan. Am Amboß, unter dem
Sprühen der Funken, beim Dröhnender Hämmer
ging ihm das Verständnis auf für das Handwerk
und für Wert und Bedeutung des Handwerk-
lichen. Der junge Leibi hatte Respekt vor dem
Meister und vor den Gesellen, die ihr Hand-
werk verstunden und die auf ihre „Kunst" stolz
waren, wie es sich für einen rechten Hand-
werker geziemt.

Als Leibi ein paar Jahre später die Münch-
ner Akademie bezog, lernte er in der Piloty-
schule einen anderen Betrieb kennen. Da fand
er nicht die handwerksmäßige, solide, bildsame

Werkstättenatmosphäre, die er erwartet hatte
und die wahrhaftig auch derKunst keineSchande
macht, sondern da war genialisches Wursteln
daheim. Da kam es viel mehr auf Ideen, auf
Schlagworte, auf kompositioneile Mätzchen, auf
koloristische Witze, auf gemalte Anekdoten an
als auf die Malerei selber. Dem jungen Wilhelm
Leibi ging das nicht ein. Er hatte einen harten
Kopf und einen klaren, nüchternen Verstand.
Er war ein Kölner, er war durchaus germanisch.
Der offizielle Kunstbetrieb, damals in München,
aber erschien ihm und erscheint uns heute von
romanischer und romantischer Phantasterei, von
aufgeblasener Äußerlichkeit überwuchert. Und
da mochte Leibi nicht mittun. Dazu hatte er
in seiner Kölner Schmiedewerkstätte zu viel
Hochachtung vor solider Handwerklichkeit

1913. v. 1.

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