Werke aics dem Leibi-Kreis.
WILHELM
LEIBL +
BILDNIS DES
MALERS B.
1SES: GALERII
HABERSTOCK
MIT GENEHM.
DER PHOTOGR.
GESELLSCHAFT |
IN BERLIN.
gewonnen. Er wollte ganz einfach malen
lernen. Richtig und wahrhaftig malen. So wie
es der Jan van Eyck, wie es der jüngere Hol-
bein konnte. So wie es Lionardo meinte, als
er die Malerei mit einer Spiegelplatte verglich.
Der Natur allergetreuestes Abbild zu geben —
das schien Leibi die Aufgabe der Malerei. Er
scherte sich den Teufel was um Transposition
und feinspinnerische Komposition und tieferen
Sinn. Abschrift der Wirklichkeit — das war
seine Devise. Und da ihn das an der Münchner
Akademie keiner lehren konnte, stellte er sein
Sach' auf sich selbst. Leibi ist durchaus Auto-
didakt, vergessen wir das nie! Als später
Courbet in sein Leben trat, war er schon fertig.
Was beide Meister, den jungen und den alten,
zusammentrieb, war ja gerade die Gemeinsam-
keit oder wenigstens die Ähnlichkeit des bereits
Erreichten: daß sie, ohne von einander gewußt
zu haben, in dem für die deutsche Kunst so be-
deutungsvollen Jahr 1869 fast auf dem gleichen
Punkt standen, und daß ihre Kunst auch ferner-
hin zum gleichen Ziele zeigte.
Leibi, das kann man füglich behaupten, ist
trotz Courbet ganz aus sich selbst das geworden,
was er war und was wir ihm heute als Selbst-
verständliches vindizieren: der größte deutsche
Maler seit Hans Holbein. Maler, wohlver-
standen! Denn jene Elemente, die das Künst-
lerische im philosophischen Sinn bilden, sind
zweifellos bei anderen, bei Rethel oder Feuer-
bach, bei Marees oder Böcklin, deutlicher und
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WILHELM
LEIBL +
BILDNIS DES
MALERS B.
1SES: GALERII
HABERSTOCK
MIT GENEHM.
DER PHOTOGR.
GESELLSCHAFT |
IN BERLIN.
gewonnen. Er wollte ganz einfach malen
lernen. Richtig und wahrhaftig malen. So wie
es der Jan van Eyck, wie es der jüngere Hol-
bein konnte. So wie es Lionardo meinte, als
er die Malerei mit einer Spiegelplatte verglich.
Der Natur allergetreuestes Abbild zu geben —
das schien Leibi die Aufgabe der Malerei. Er
scherte sich den Teufel was um Transposition
und feinspinnerische Komposition und tieferen
Sinn. Abschrift der Wirklichkeit — das war
seine Devise. Und da ihn das an der Münchner
Akademie keiner lehren konnte, stellte er sein
Sach' auf sich selbst. Leibi ist durchaus Auto-
didakt, vergessen wir das nie! Als später
Courbet in sein Leben trat, war er schon fertig.
Was beide Meister, den jungen und den alten,
zusammentrieb, war ja gerade die Gemeinsam-
keit oder wenigstens die Ähnlichkeit des bereits
Erreichten: daß sie, ohne von einander gewußt
zu haben, in dem für die deutsche Kunst so be-
deutungsvollen Jahr 1869 fast auf dem gleichen
Punkt standen, und daß ihre Kunst auch ferner-
hin zum gleichen Ziele zeigte.
Leibi, das kann man füglich behaupten, ist
trotz Courbet ganz aus sich selbst das geworden,
was er war und was wir ihm heute als Selbst-
verständliches vindizieren: der größte deutsche
Maler seit Hans Holbein. Maler, wohlver-
standen! Denn jene Elemente, die das Künst-
lerische im philosophischen Sinn bilden, sind
zweifellos bei anderen, bei Rethel oder Feuer-
bach, bei Marees oder Böcklin, deutlicher und
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