Kunsi im Kunstgewerbe.
ENTWURF OSCAR O. TREICHEL--BERLIN.
»KLEINE DECKE IN BUNTER STICKEREI«
striellen Künste, die technischen Künste, das
Kunstgewerbe, das Kunsthandwerk, die Werk-
kunst, die dekorative Kunst, ja selbst die De-
koration gleichstellte. Nun aber scheinen alle
diese Begriffe eines zu besagen: das Hinein-
tragen künstlerischer Vorstellungen und Formen
unmittelbar in das Leben hinein. Die Ver-
schmelzung der Unwirklichkeit künstlerischer
Wirkungsformen mit der Wirklichkeit von Nutz-
zwecken; eine Trennung also zwischen bilden-
der und angewandter Kunst, die infolge des
Gegensatzes von Wirklichem zum Unwirk-
lichen unüberbrückbar scheint.
Läßtman diese verschiedenen Wortbildungen
einmünden in einen einzigen Begriff, den des
Kunstgewerbes, so ist mit seiner Erklärung alles
gedeutet. Was ist nun das Wesen des Kunst-
gewerbes? Was haben ein Teppich, ein Glas,
eine Bronze, ein Wohnraum gemeinsam? Was
liegt diesen so verschieden gearteten kunst-
gewerblichen Schöpfungen, was den Raumge-
staltungen der Möbelkunst, den farbigen Flä-
chen der Glasgemälde, den zerbrechlichen Kör-
pern zierlich geblasener Gläser, dem prunkvollen
Schliff schwerer Kristalle, den Einbänden, Bü-
chern, Drucken, Wirkereien, Nadelarbeiten,
was liegt ihnen allen zugrunde, daß man sie
unter einen Begriff zu fassen vermag? Und
wie fassen wir dieses Etwas, das diesen Dingen
die geheimnisvolle Gleichartigkeit verleiht? —
359
ENTWURF OSCAR O. TREICHEL--BERLIN.
»KLEINE DECKE IN BUNTER STICKEREI«
striellen Künste, die technischen Künste, das
Kunstgewerbe, das Kunsthandwerk, die Werk-
kunst, die dekorative Kunst, ja selbst die De-
koration gleichstellte. Nun aber scheinen alle
diese Begriffe eines zu besagen: das Hinein-
tragen künstlerischer Vorstellungen und Formen
unmittelbar in das Leben hinein. Die Ver-
schmelzung der Unwirklichkeit künstlerischer
Wirkungsformen mit der Wirklichkeit von Nutz-
zwecken; eine Trennung also zwischen bilden-
der und angewandter Kunst, die infolge des
Gegensatzes von Wirklichem zum Unwirk-
lichen unüberbrückbar scheint.
Läßtman diese verschiedenen Wortbildungen
einmünden in einen einzigen Begriff, den des
Kunstgewerbes, so ist mit seiner Erklärung alles
gedeutet. Was ist nun das Wesen des Kunst-
gewerbes? Was haben ein Teppich, ein Glas,
eine Bronze, ein Wohnraum gemeinsam? Was
liegt diesen so verschieden gearteten kunst-
gewerblichen Schöpfungen, was den Raumge-
staltungen der Möbelkunst, den farbigen Flä-
chen der Glasgemälde, den zerbrechlichen Kör-
pern zierlich geblasener Gläser, dem prunkvollen
Schliff schwerer Kristalle, den Einbänden, Bü-
chern, Drucken, Wirkereien, Nadelarbeiten,
was liegt ihnen allen zugrunde, daß man sie
unter einen Begriff zu fassen vermag? Und
wie fassen wir dieses Etwas, das diesen Dingen
die geheimnisvolle Gleichartigkeit verleiht? —
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