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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Jessen, Jarno: Florence Jessie Hösel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0110
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Florence Jessie Hösel.

manchen Innenarchitekten hochwillkommen.
Verschiedentlich hat sie sich an großen Auf-
gaben erprobt. Erst neuerdings im Romanischen
Cafe in Berlin,, wo es galt, während der Kriegs-
zeit mit bescheidenen Mitteln etwas Wirkungs-
volles zu vollbringen. Sie hat Theaterräume,
Kinos und Wohnungen mit Stickereien ausge-
schmückt. Aber noch ist ihr Traum nicht er-
füllt — der weiträumige Saal, ringsum mit
Wandteppichen von ihrer Hand geschmückt.

Neben den Landschaftsbildern laufen stets
freiersonnene Kompositionen. Auch in Ar-
beiten der letzten Zeit finden sich Einzelmotive,
denen sie mit besonderer Treue anhängt; so
der Pfau, der Schmetterling, der Blütenstrauß,
der winzige Blumentopf. Aber wie weiß sie in
jedem Fall abzuwandeln. Auf einem unserer
Bilder haben sich keck zwei kleine weiße Pfauen,
deren Gradlinigkeit in die Rundform des Ganzen
schneidet, unter die Laubgehänge eines Frucht-
baumes gesetzt. Hier verdient die Stickerei
besondere Bewunderung, denn die feinschat-
tierten Blätter sind nur durch Stopf stiche hervor-
gezaubert und trotz der vielen roten Früchte
und der detailreichen Durcharbeitung des Gan-
zen hat eine einzige Nacht zur Schaffung des

Werkes genügt. Es ist unmittelbar aus der
Vorstellung in den Satin hineingestickt worden.
Der Hang nach weiträumigen Stickereien bringt
stets Vorräte an neuen Wandbehängen hervor.
Dem sehr dekorativen Goldregenmotiv ist die
Künstlerin jetzt glücklich auf der Spur gewesen.
Auf dem Leinen heben sich die langen gelben
Blütentrauben von einem Grund dunkelgrüner,
blauer und bordeaufarbener Langblätter ab,
und ihre Gehänge sind aus zusammengekraustem
und durchstepptem Stoff gebildet. Eine solche
Arbeit wirkt nahbetrachtet gewiß roh, aber
aus der Entfernung zeigen sich ihre Schönheiten.

Kleine Königreiche in derNußschale wiederum
stellen die Handtäschchen dar, die sie neuer-
dings gern ersinnt. Als ein kleines Meisterstück
technischer Ausführung undfarbigen Zusammen-
klangs erwähnen wir einen erdbeerroten Pom-
padour mit grünem Vorstoß. Ein Blumen-
körbchen, also ein ganz landläufiges Motiv, ist
als Zierstück auf den Atlas gestickt, aber wie
fesselt seine Beschaffenheit bei näherer Betrach-
tung. Schwarze Gaze überzieht tiefblauen Samt,
sie ist mit Kristallperlen niedergehalten, und
ein Nest weißer Röslein in irischer Häkelarbeit
lugt verstohlen aus ihm hervor.........j. j.

FLORENCE JESSIE HÖSEL—BERLIN. »SCHWARZES ATLAS KISSEN MIT STICKEREI«
 
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