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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Stephani, Erich: Die Bildende Kunst nach dem Kriege, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0130
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Die bildende Kunst nach dem Kriege.

andere Gruppe mehr offiziell Gesinnter wird
das Heer der Realisten und Akrobaten der
peinlichen Naturkopie vergrößern, die von der
Kriegspostkarte an bis zum Kriegsfresko ihre
bildnerisch poesielose Erzählerei dem großen
Haufen genußfertig servieren.

Gegen beide Strömungen wird der nachkrie-
gerische und echte Künstler sich halten müssen.
Und das hat sein Gutes. Beide Tendenzen
seiner Gegner weisen ihn auf Ausgangspunkt
und Ziel seiner schwierigen Bestrebungen hin:
auf die Natur als die Quelle seiner Erkennt-
nisse und auf die Notwendigkeit, seinem Ab-
straktionsvermögen immer höhere und bezieh-
ungsreichere Gebiete menschlichen Seelen-
lebens zu erschließen, denen a priori ein bild-
nerischer Gegenstand zukommt.

Und wenn dieses die indirekten Folgen des
Krieges auf einem der wichtigsten Gebiete des
modernen Geisteslebens sind, so werden wir
sie gern den Tröstungen hinzufügen, deren wir
beim Anblick dieses ungeheuren Unglücks so
sehr bedürfen.................. k. st.

ERICH BÜTTNER und ELSA HOFFMANN. »MASKEN«

wenn nicht gar pathetische Aufgeblasenheit und
unlauterer Lärm unerläßliche Qualitäten der
durch das „große Erlebnis" befruchteten Bild-
kunst sind? Gerade diese sind es, die den
Künstler aus dem eben eroberten Neuland
wieder hinauszudrängen versuchen, weil sie die
eigentümliche Sphäre nicht kennen, in der seine
Erlebnisse stattfinden, weil sie nicht fähig sind,
eine echte bildnerische Sensation zu erleben.
Die an solchen Erzeugnissen interessierten
Kreise werden freilich nach dem Krieg in ver-
mehrter Mächtigkeit erscheinen. Die Kapital-
zentren, um die das künstlerische Schaffen sich
naturgemäß gruppiert, haben sich vielfach zu
Ungunsten der neuen künstlerischen Forschung
verschoben. Parvenütum und Snobismus wer-
den die Schwächeren unter den Künstlern in
erhöhtem Maße zu unausgereiften Schöpfungen
veranlassen, und eine falsch geleitete Presse
wird durch wohlinteressierte Glorifizierung will-
kürlicher und künstlerisch billiger Erzeugnisse
das gesamte Geistesgebiet für den fernerStehen-
den verwirren und in Mißkredit bringen. Eine
 
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