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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Siemsen, Hans Peter: Maurice de Vlaminck
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0076
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Maurice de Vlaminck.

MAURICE DE VLAMINCK.

BEI JOÜY-LE-COMTE«

len will, so steht er den französischen Malern,
die die Malerei, die Form, das Handwerk bes-
sern wollen, näher als den deutschen, die nicht
die Malerei, aber die Welt bessern wollen.

Er will die Welt nicht bessern. Sie ist ihm
gut genug. Er ist weniger ein Kämpfer als ein
Genießer, weniger ein Grübler als ein Betrach-
ter, weniger Denker als Dichter.

Aber wenn er auch kein Kämpfer ist, so ist
er doch ein Arbeiter. Ein guter Arbeiter, der
seine Arbeit ernst nimmt. Ein fröhlicher Ar-
beiter — da seine Arbeit ihm Freude macht.
Er geht den Problemen nicht aus dem Wege.
Aber er ruft sie auch nicht herbei. Er quält
sich nicht mit ihnen. Er hat malen gelernt.
Und er malt. Das ist alles.

Und da seinen Bildern das Problematische
der französischen und das Selbstquälerische
der deutschen Malerei fehlt — deshalb sind sie
so gern gesehen und so beliebt — bei all denen
besonders, die das Leben mehr lieben als die
Malerei, die lieber betrachten und genießen,
statt sich zu fragen und sich zu quälen.

Er liebt das Leben, er liebt die Erde, er liebt
seine Arbeit. Und also ist es wohl recht und
billig, daß er wieder geliebt wird. — Was für
ein Leben er liebt, das soll er selbst sagen:

„Den Geruch der Blutwurst und der Brat-
kartoffelnhab' ich gern__Und die Frauen ohne

Hut auch, im Alltagskleid. — Das Auto hab'
ich nicht gern, noch die Untergrundbahn." —

Geboren ist Vlaminck 1876 in Paris, aufge-
wachsen in Chaton. Einfluß auf ihn gewannen
vor allem: van Gogh, Cezanne, vorübergehend
Matisse und sein Freund Derain. Die Repro-
duktion seiner Gemälde erfolgt mit Genehmig-
ung der Galerie Flechtheim-Berlin und der

Galerie Simon-Paris........ hans sikmsen.

&

Jede Landschaft sollte die Andeutung einer
Entfernung enthalten. Jeder Schimmer des
Horizonts, sei er noch so gering, soll uns ein
Teil des großen Kreises sein, der unsern Blick
hemmt. Die Beobachtung dieser Regel ver-
hilft jedem Bild zu dem Eindruck wahrer Tiefe
und Weite........jean fkancois millet.
 
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