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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Rutra, Arthur Ernst: Josef Eberz: ein Porträt eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0199
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JOSEF EBERZ.

EIN PORTRAT EINES KUNSTLERS VON ARTHUR ERNST RUTRA.

In seinem mit Spannung erwarteten dritten
Band der „Entwicklungsgeschichte der mo-
dernen Kunst" weiß Meier-Gräfe von Josef
Eberz nichts zu sagen, nichts auch von Adolf
Holzel und seiner Schule, die zumindest symp-
tomatische Bedeutung für jene Anfangszeit des
Ringens nach neuer Gestaltung und Form hat.
Nichts von Holzel, nichts von Pellegrini und
nichts von Josef Eberz, dem längst Losgelösten
aus der Überkommenheit dieser Richtung, der
Meister geworden und seit Jahr und Jahr den
eigenen, von keinem der heute Schaffenden
gekreuzten Weg geht. In dem europäischen
Antlitz, das Meier-Gräfe seinem monumentalen
Werk zu geben sich die Aufgabe gestellt hat,
in dem auch gewiß Klossowskis ins Raritäten-
kabinett der Kunstgeschichte entführter Talis-
man nicht fehlen durfte, hat er das deutsche
Gesicht vergessen, oder jenes eine wenigstens,

das Josef Eberz ist. Denn neben Beckmann,
und nach diesem George Groß, der vielleicht
sogar vor diesem steht, und neben dem Out-
sider Klee, ist Josef Eberz ein Teil, jener andere
Teil vom deutschen Antlitz, der nicht über-
sehen, nicht vergessen werden kann, weil er
unbeirrbar in der Wirrnis einer entgötterten
Zeit die Verbindung hält mit jener, die ihren
Gott gehabt hat, die deutsches Wesen in seiner
tiefen romantischen Versonnenheit zum Aus-
druck gebracht hat, — und Brücke ist zu einer,
die — wenn sie sich nicht schon ankündigt —
früher oder später, in neuer Formung, in einer
der Selbstbesinnung auf den inneren Gehalt
gemäßeren Form wieder erstehen wird.

Josef Eberz, der versonnene Träumer der
Farbe, Sucher des Visionären der Landschaft,
den die staufische Sehnsucht des Deutschen
immer wieder nach dem Süden treibt, Erdichter

XXVII. Juli 1924. 2
 
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