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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Rutra, Arthur Ernst: Josef Eberz: ein Porträt eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0200

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fosef Eberz.

JOSEF EBERZ - MÜNCHEN.

»WANDBILD EINES MUSIK RAUMS«

gotischer Gestalten, deren deutscher Herbheit
er die weiche Rundung südlicher Landschaft
gibt, — er ist im wahrsten Sinne beste deutsche
Tradition und Weiser in die Zukunft, die dem
Deutschen einst seine Eigenart, die er über den
großen Franzosen des neunzehnten Jahrhun-
derts verloren hat, und nach der er in so vielen
Fährnissen und Irrfahrten ringt, wiedergeben
soll. Es ist seine Tragik vielleicht, daß er in
der Mitte steht, daß seine Füße sich nicht los-
reißen können von dem Boden, aus dem er er-
wuchs, und daß seine Augen das gelobte Land
ahnen, in das Glücklichere, Spätere einziehen
werden. Darum mögen auch heute viele an ihm
vorübergehen, alle die, die erst auf lauteres
Sich-Bemerkbarmachen zu schauen gewöhnt
sind, die bereitwillig ihren Glauben entgegen-
bringen, wenn man ihn ihnen mit grober Zunge
und lauter Stimme einhämmert. An Josef Eberz,
dem stillen Träumer, müssen sie vorübergehen,
aber jene Späteren, deren Sinne wieder fähig
sein werden, das Stille zu begreifen, werden ihm
danken, daß er nicht laut wurde in einer
Zeit der Marktschreier und Ausrufer, und daß
er an das gelobte Land geglaubt hat, das er
ahnte und für sie suchte............

Von dem Biographischen über Eberz sei hier
abgesehen und ebenso auch von einer Betrach-
tung des Einzelwerks und einem Eingehen auf
dieses; über beides gibt Leopold Zahns, in der
Sammlung „Junge Kunst" erschienene, kurze
Monographie genügenden Aufschluß, und über
den religiösen Maler sei auf die schöne und be-
geisterte Schrift von Max Fischer: „Josef Eberz
und der neue Weg zur religiösen Malerei" hin-
gewiesen. Seit den vier und sechs Jahren, da
diese Schriften erschienen, ist das Werk dieses
Künstlers numerisch beträchtlich gewachsen,
und der heute erst Vierundvierzigjährige vermag
auf ein Oeuvre zurückzuschauen, das schon
durch die bewältigte Arbeitsleistung allein Be-
wunderung zu wecken vermag. Es hat nicht
an Stimmen gefehlt, die Eberz dieses „zu rasche
Arbeiten" vorhielten, und sich verpflichtet fühl-
ten, an ein Sich-Bescheiden die Erwartung des
großen Werkes zu stellen. Aber hier entschei-
det der Künstler allein. Es bleibt ewiges Ge-
setz, daß der erst spät zum Eigenschaffen Ge-
langende — und Eberz, dessen eigentliches
Werk erst mit dem Jahre 1912 einsetzt, ge-
hört zu diesen — durch eine ungeheure Ar-
beitsintensivität überrascht...........
 
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