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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Bredt, Ernst Wilhelm: Neue Formen des Kunstangebots
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0341

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conrad
hümmel.

mi,ums
hahermann.

NEUE FORMEN DES KUNSTANGEBOTES.

von DR. e. W. BREDT—MÜNCHEN.

Früher zeigte der Künstler seine Werke in
seiner Werkstätte oder am Fenster oder
in der Türe an der Straße. Auch auf Messen
und Märkten boten die Künstler früher ihre
Werke an. Nun sind Kunsthändler, Kunstaus-
stellungen verschiedenster Art und Richtung
dafür da. Und doch erreichen beste Werke
immer noch längst nicht die Freunde oder
Käufer, die der Künstler sucht und braucht.

Denn —immer vorausgesetzt, daß des neuen
Künstlers Werk in einer großen Ausstellung
Aufnahme gefunden —, wo viel gezeigt wird,
verliert das Einzelne, und wenn auch nur durch
große Ausstellungen eine große Zahl von Schau-
und Kauflustigen angelockt wird, so werden
beide Arten von Kunstfreunden verwirrt, er-
müdet, in der Wahl beengt. Die Not der Zeit
hat den Künstlern wieder alte, vergessene
Wege des Angebotes gewiesen. Man hat ein-

zelne Werke in irgend einem anderen Geschäft,
das wohl schöne Dinge aber bisher nicht Kunst
angeboten, überlassen. Man hat sie großen
Hotels für Festsäle oder Gastzimmer zeitweise
geliehen, und tatsächlich hat auf diesem Wege
manches Werk kauffähigen Liebhaber gefunden.
Sollte es nicht möglich sein, diesen nicht mehr
ungewöhnlichen Weg in einer besseren Weise
gangbar zu machen, ihm mehr Ansehen als bis-
her zu geben, indem man durch eine gewisse
Autorität oder „Protektion" das angebotene
Werk von vornherein auszeichnet?

Wie wär's, wenn sich die kunstliebenden,
angesehenen Vorstände staatlicher oder städti-
scher Ämter entschlössen, plastische Werke
und Bilder, oder auch größere graphische Blätter
leihweise in ihren Haupträumen, Treppenhäu-
sern, Korridoren, Hallen, Gärten, Sitzungssälen
usw. auf einige Zeit aufzunehmen, um sie durch

XXVII. September 1924. 3
 
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