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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Bredt, Ernst Wilhelm: Neue Formen des Kunstangebots
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0342

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Neue Formen des Kunstangebotes.

h. weisel. voi.kstedter-por/.eli.anfa1ir1k.

diese Art des öffentlichen Ausstellens zu pro-
tegieren und den Kunstfreunden darzubieten?

Wenn unsere Staatssammlungen, unsere
Ministerien kein Geld haben, wie früher Fres-
ken und Bildwerke zu bestellen und anzukaufen,
so wäre gewiß mancher Künstler dankbar, wenn
er besonders geeignete Werke in den Räumen
aufstellen könnte, die erfahrungsgemäß von
vielen fremden und zahlungsfähigen Bilder- und
Kunstfreunden aufgesucht werden.

Es wird ja leicht sein, einen Vertrag zu for-
mulieren, der Aussteller wie Künstler vor Nach-
teilen schützt, Angebot und Verkaufsform
regelt. Ein mit edlen Kunstwerken geschmück-
ter Raum wird immer auch dem Ansehen der
Behörden zu gute kommen, und wenn auf diese
Weise sehr verschiedene künstlerische Ge-
schmacksansichten, persönlichste Neigungen
der Amtsvorstände zur Geltung kommen wer-
den, so wird das viel Gutes mit sich bringen.

Möchten erst mal einige den Versuch machen,
er wird deutscher Kultur zum Vorteil gereichen.
Die Not der Zeit verlangt andere Wege des
Kunstangebotes als die bisher üblichen, b. w. b.

porzellanplastik »fischer« u. »obstdieb«

Ob man im Impressionismus sich in den
Schein der Dinge verfangen läßt, oder im
Expressionismus von dem Nacheinander der
inneren Erscheinungen, vom Einzelnen gepackt
und beherrscht wird, immer ist man gleich weit
entfernt von einer Kunst, die über den Augen-
schein und Augenblick hinaus mehr als das
Jetzt und Heute umspannen will.

Das Letzte in der Kunst bleibt der Frau ver-
sagt. Sie begreift nur die Atmosphäre um die
Idee, nie diese selbst, denn sie kann nur aus
der Empfindung und nicht aus der Abstrak-
tion zu Schlüssen kommen.

Stillstand in der Kunst ist gleichbedeutend
mit Wachsen und Reifen jener Richtung, welche
die gegenwärtige abzulösen bestimmt ist.

Das Kriterium der Kunst hat mehr mit der
Psychologie als mit der Logik zu tun. Denn ihr
Wesen entsteht aus einer Reihe von psychi-
schen Erscheinungen und ist also nicht auf den
Denkprozeß allein beschränkt. Daher ist der
Sinn der Kunst nicht auf richtig und falsch, wie
in der Logik, sondern auf schlecht und gut,
wie in der Ethik gestellt, dr. arm. weiser—wien.

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