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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Schulz, Fritz Traugott: Der Sammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0112

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DER SAMMLER. Kunst ist Begriff und Tat.
Begriff, solange das rechte innere Verhält-
nis zu ihren WesensäuQerungen fehlt; Tat, von
dem Augenblick an, in dem das Erfassen mit
dem Auge weiterleitet zum gefühlsmäßigen Mit-
empfinden, in dem sich das Denken einstellt auf
ein werkfreudiges Miterleben oder Nacherleben.
Dann erst wird aus der bloßen Neugierde, welche
viele in unsere Museen, Galerien und Aus-
stellungen treibt und ohne festen Halt sprung-
haft von einem Kunstwerk zum anderen eilen
läßt, eine intensive geistige Beschäftigung mit
dem, was der Kunstler zum sichtbaren Ausdruck
seiner Ideen formte, ein Abwägen von Wert und
Unwert, ein mit Bewußtheit operierendes Auf-
gehen in dem Ringen und Wollen des Schöpfers.
Aber unter den so Genießenden gibt es noch
eine besondere Spezies: die Sammler. Zwi-
schen beiden steht der kühl und methodisch ab-

wägende Fachmann. Seine Aufgabe ist es, die
inneren Zusammenhänge, das Wesen der Schöp-
fungen der Kunst zu ergründen, und auf dem
Wege der objektiven Forschung das Zusammen-
gehörige herauszuschälen, dieses mit sicheren
Strichen zu umgrenzen und in den Auffassungen
und Anschauungen der jeweiligen Zeit zu ver-
ankern. Er muß das buntfarbene Gebäude der
Kunst auf das Fundament der Kultur gründen.
Anders der Sammler! Er erwirbt, um zu be-
sitzen, und zwar um in erster Linie für
sich zu besitzen. Ihn leiten eigener Instinkt,
eigener Geschmack oder besondere Neigung und
besondere Vorliebe für bestimmte Epochen oder
bestimmte Gebiete. Für seine Wahl ist vor-
zugsweise der Gesichtspunkt maßgebend, daß
das Kunstwerk ihm gefällt und ihm in seinen
Räumen zu einem Quell lauterer Freude und
Anregung wird. prof. dr. fritz trauqott schuiz.
 
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