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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Schlaf, Johannes: Weimarer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0185
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PROFESSOR RICHARD F.XGF.I.MANN

»SCHLAFENDES MAIH'HKX« MARMOR

WEIMARER KÜNSTLER

VON JOHANNES SCHLAF

Das jetzt nach Dessau übergesiedelte Bau-
haus hatte die Weimarer Kunsthochschule
beiseitgedrängt, wärs nach ihm gegangen, sie
wäre ausgeschaltet worden. Jetzt, wo Bart-
ning, der den Bauhausgedanken weiterführen
wird, nach Weimar kommt, werden beide neben-
einander bestehen. Der zuletzt in leidenschaft-
lichen Kampf ausgeartete Gegensatz zwischen
weniger Bauhaus als Gropius und Kunsthoch-
schule war lehrreich über die besondere Ange-
legenheit hinaus. Ein neuer Stil sollte sich von
der Architektur her, die, wenn sicher auch noch
theoretisch-kalkulhaft (freilich fängt, nach No-
valis, alles Neue, Bedeutende mit Affektiertheit
an), so doch fruchtbar auf die klaren mathema-
tischen Grundverhältnisse und ihre reinigende
Wirkung zurückgeht und sich von der prakti-
schen Technik unsrer Zeit befruchten läßt, für
alle bildenden Künste bestimmen und sie zu
einer neuen einheitlichen Wirkung zusammen-
fassen. Schließlich wärs für Malerei und Skulp-
tur auf den abstraktesten Konstruktivismus van
Duisburgs hinausgelaufen. Die Entscheidung
fiel anders, die Hochschule hat sich behauptet,
Bartning wird deren Entwicklung nicht im Wege
stehen. Die bis zu ihren äußersten Konsequen-
zen gegangene abstrakte Kunst kann sich nicht
halten. Es erweist sich, daß die mathematisch
geistige Seele nach wie vor als Medium ihrer
Offenbarung die Natur braucht, daß es fraglich
ist, ob eine solche reine Geistigkeit sich ab-
getrennt vom „Fleisch" offenbaren kann.

Obschon durch den Konflikt und die ungün-
stigen Zeitverhältnisse während des Krieges und
nach dem Kriege gestört, hat die Weimarer
Kunsthochschule im Stillen weitergearbeitet.
Und von April bis Juni d. J. bot eine Anzahl
ihrer Meister das Ergebnis dieser Arbeit. Mag
sein, daß es heute nicht mehr, wie zur Zeit der
Buchholz, des frühen Rohlfs, Hagens,
Weichbergers u. v. a., eine Weimarer Schule
gibt, daß auch die großen Strömungen der neue-
sten Ausdruckskunst und ihre ringende Unruhe,
oder ihr Chaos nur wenig hereingeschlagen
haben, mag auch sein, daß (wieder eine Folge
des Krieges) die malerischen Werte hinter den
graphischen zurücktreten, so sind wir hier doch
auf stillen Inseln eines reifen, von keiner sich
krampfenden Unruhe beeinträchtigten Könnens
und eines ruhigen, vertieften Erlebens von Per-
sönlichkeiten; nicht irgend eine zu erwartende,
erfüllende „Große Offenbarung", aber, aus dem
Impressionismus und Expressionismus hervor-
gediehen, einige ruhige, persönliche Erfüllungen.

Fünf Meister hatten ausgestellt, Alex ander
Olbricht, Hugo Gugg, Walter Klemm,
Felix Meseck, Richard Engelmann. Die
besonderen Mittel der Skulptur können nicht
leicht reiner aus sich und dem Leben hervor-
wirken als in dem „Schlafenden Mädchen".
Die „Marmorbüste C. B." ist schlicht, monu-
mental und von großer Ruhe und Sicherheit
einer ungezwungenen Charakteristik. Die drei
Werke zeigen alle Vorzüge von Rieh. Engel-
 
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