Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

DOI Artikel:
Schmitz, Oscar A. H.: Das Hässliche in der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0132
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Häßliche in der Kunst

richard seewald—köln

gemälde »blütenlandschaft«

sehen sie als Hölle, aber jene zogen sich von
ihr in Reinheit und Abgeschiedenheit zurück,
diese stürzen sich gerade hinein, besonders in
die Großstädte, wo das Leben am faulsten ist.
Dieser Drang zur Welt hat indessen nichts von
heidnischer Lusttrunkenheit, sondern er gleicht
dem Würgen einer eklen Speise, zu der ein krank-
hafter Heißhunger verdammt. Noch überDosto-
jewskijs Werk leuchtete das Wort „excelsior",
hier wird die Dirne geheiligt, nicht etwa aus
Laxheit entschuldigt, der Mörder innerlich be-
gnadigt, nicht etwa der Justiz entzogen, und
es hat seinen guten Grund, warum der Bolsche-
wismus Dostojewskij auf den Index gesetzt hat.

Trotzdem gibt es so wenig eine Rückkehr zur
Gotik, wie zur Klassik. So wie eine christliche
Kunst erst möglich wurde, nachdem das Christen-
tum entstanden war, so muß unsere Zeit erst
einen neuen Weltsinn finden, ehe die Künstler
wieder, selber von Doktrinen unbefangen, aus
einer ihnen und ihrem Publikum gemeinsamen
Einstellung zu den ewigen Werten Gültiges
schaffen können............ o. a. h. sch.

In den besten Momenten ihres Schaffens sind
Künstler zweiten Ranges von den wahrhaft
großen kaum zu unterscheiden. Doch was ihnen
mangelt, ist die Fähigkeit, sich genügend lange
auf der erforderlichen Höhe zu halten; und ihr
Verhängnis ist es, gerade in den Augenblicken,
wo die letzte Anspannung aller Kräfte not-
wendig wäre, ins Dürftige, Triviale oder Ab-
surde hinabzusinken......arthur schnitzler.



Nur das Werk gehört uns, das uns fördert.
Schöpfte doch oft auch der größte Künstler
aus den unbeachteten Werken seiner Genossen
wie aus den unscheinbarsten Dingen der Natur
Anregungen zu neuen und für ihn bestimmen-
den Werken. — Wir könnten sagen, das ist's,
warum die Künstler schaffen: sie geben uns Er-
innerungsbilder und Wunschbilder. Diese in sich
aufzunehmen, braucht es nichts als den auch
sonst für alles Gute, Große und Hohe empfäng-
lichen Menschen. Darum werden auch das reine
Herz und der sittlich gefestigte Geist die Augen
öffnen, die Kunst zu sehen, wilh. steinhausen.
 
Annotationen