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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Roessler, Arthur: Zu Hans Böhlers Gemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0197
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ZU HANS BÖHLERS GEMÄLDEN

VOX ARTHUR ROESSI.KR

Von Hans Böhler war in diesen Heften vor
Jah ren einmal schon die Rede, und zwar
damals, als es sich darum handelte, die künst-
lerische Bedeutung der von ihm während seiner
Studienreise in China geschaffenen Zeichnungen
knapp gefaßt zu interpretieren; seither aber nicht
wieder. Und doch wäre hiezu wiederholt An-
laß gegeben gewesen durch die von dem Genann
ten seither vollbrachte Arbeitsleistung, hätte es
der unablässig an der Vervollkommnung seiner
Ausdrucksmittel arbeitende Künstler nicht vor-
gezogen, die Ergebnisse jahrelanger Tätigkeit
in Bescheidenheit von der Veröffentlichung fern
zu halten. Wenn Hans Böhler sich nun endlich
doch dazu entschlossen hat, mit Arbeiten, die
in letzter Zeit entstanden sind, vor die Öffent-
lichkeit zu treten, ist das dem Drängen einiger
Kenner und Schätzer seiner Kunst zu danken.

Vom Erschaubaren der Erdenwelt hat Hans
Böhler ungemein Vieles und viel Ungemeines ge-
sehen. Er hat nicht nur ganz Europa und große
Landesteile von Asien, sondern auch das latei-

nische Amerika bereist, und dabei einen
wahren Begumschatz an Augenerlebnissen und,
als Wertvollstes, die Erkenntnis gewonnen, daß
die Welt, wo immer der Künstler auch weilen
mag, unendlich tief, weit und hoch ist, und ganz
angefüllt mit zauberischem Licht und Dunkel
und dem seltsam ergreifendem Geheimnis der
Farben. Wenn Hans Böhler, angeweht von dem
aus Urzeiten orgelhaft aufrauschenden Welt wind,
vom „Dach der Welt" im Hochgebirge Asiens
die Blicke niederwärts gleiten ließ und eintauchen
in das undurchsichtige Dunkel tiefliegender Tal-
gründe oder von den Gestaden gewaltiger Meere
hinausschweifen in das dunstige Aufgelöstsein
fern an der Kimmung, oder emporschweben
in das lichtflimmernde Unendliche des kühlen
Weltenraumes, überkam ihn die gefühlsmäßige
Gewißheit, daß er durch Gottes Willen auf einem
farbig schimmernden Stern lautlos hingetragen
werde inmitten einer farbig funkelnden Sternen-
welt — und Weltfestfreudigkeit durchflutete
dann seine aufgetanen Sinne. Aus dieser Welt-
 
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