Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

DOI Artikel:
Roessler, Arthur: Zu Hans Böhlers Gemälden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0198

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu Hans Böhlers Gemälden

HANS BOHLER—WIEN"

»DOPPELBILDNJS« (UNVOLLENDET)

festfreudigkeit heraus und der Freude am un-
ablässigen Wechsel unendlicher Farbenvielfalt,
schuf, schafft er seine Bilder, unliterarische Ge-
staltungen reiner Anschauung, obgleich sie als
Bildnisse, figurale und landschaftliche Kompo-
sitionen und Stilleben dem gemeinen Begreifen
bezeichnet werden können. Denn Böhlers Male-
reien sind nicht undinglich, d. h. abstrakt, viel-
mehr ist ihr Farbigkeit, auf die es dem Maler
vorzüglich ankommt, in jedem einzelnen Falle
von irgend einer der Natur entnommenen, all-
gemein begreiflichen Gegenständlichkeit ge-
tragen. Doch ist das Gegenständliche in Böhlers
Bildern nicht das Primäre, Wichtige, diese Be-
deutung kommt allein dem Malerischen, der
Farbenharmonie und Helldunkelkontrapunktik,
sowie der Raumgestaltung aus der Farbe zu.

Ohne irgendwelche Willkür, einfach seinem
Wesen nach, ist Hans Böhler durchaus Maler,
Gestalter farbiger Geschehnisse. Das Gegen-
ständliche als Ereignishaftes, Erzählerisches, ist
ihm, wohl nicht als Mensch, doch gewiß als
Maler, so gleichgültig als nur denkbar. —

Der Künstler in ihm findet keinen Gefallen am
Idyllischen oder Heroischen, Epischen oder Dra-
matischen, am wenigsten am Anekdotischen,
will nicht mit Witz und Geistreichheit wirken.
Völlig unpathetisch, unter achtsamen Verzicht
auf sonstige demagogische Mittel, ja fast ohne
ersichtliche subjektive Teilnahme am dargestell-
ten Objekt, ist Böhler einzig und allein darum
bemüht, die farbigen Erscheinungen an sich zu
erfassen und durch die sorgsam kultivierten
Mittel seiner Kunst dauernd in bildmäßige Form
zu bannen. Was Hans Böhler demnach zu einem
Künstler von ungewöhnlicher Bedeutung macht,
ist der Umstand, daß die Begegnungen mit Be-
gebenheitaller, nicht bloß sehsinnlich erfaßbarer
Arten, für ihn, dank seiner stets wachen Fähig-
keit zur bildkünstlerischen Verwandlung, zu Er-
lebnissen wahrhafter Weltanschaulichkeit wer-
den. Und zwar trotzdem er sich im allgemeinen
genußfreudig genug, die zahllosen Dinge behagen
läßt, die gelassen einer süßen Reife zuwachsen
und schön in ihr prangen. Denn ihn erfüllt zu
einem nur echte Leidenschaft: zur Malerei, zum
 
Annotationen