Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

DOI Artikel:
P., G. v.: Neue Stoffe der deutschen Werkstätten A.-G.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0329

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NEUE STOFFE DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN A.-G.

Zu den erfreulichsten Erscheinungen der
Gegenwart gehört die zunehmende künst-
lerische Entfaltung auf dem Gebiet der Mode.
Mag in den großen Fragen der Stilentwicklung
den Zeitgenossen der Mangel an einheitlichen
Gestaltungstendenzen beklagenswert erschei-
nen, jenen Schöpfungen, welche die leichter be-
wegliche Mode hervorbringt, ist ein einheitlicher,
auf geschmackvolle Lebensführung hinweisender
Zug unverkennbar. Die Textilindustrie dient
dieser Bewegung durch die Fülle guter und
schöner Druck- und Webstoffe, die sie auf den
Markt bringt; sie findet für charaktervolle, in
Zeichnung u. Farbstellung ansprechende Muster
ein viel verständnisvolleres Publikum als manche
andere Industrie. Der rasche Aufschwung, den
die Textil-Erzeugnisse der Deutschen Werk-
stätten A.-G. in den letzten Jahren genommen
haben, zeigt deutlich, daß auf diesem Gebiet,
wo der Geschmack der Frau entscheidet, ein
ehrliches Ringen um künstlerische Gestaltung
in weiten Verbraucherkreisen auf Verständnis
und Zustimmung rechnen darf. Die Deutschen
Werkstätten haben diesen Erfolg nicht durch

die Anpassung an den Geschmack des Publikums
erzielt, die so häufig als Voraussetzung des ge-
schäftlichen Erfolges bezeichnet wird. Sie haben
mit ihren Mustern geführt und sich ihre Käufer
langsam aber sicher herangebildet.

Im Gegensatz zu der üblichen Musterbeschaff-
ung, die bewährtes Gut abzuwandeln und immer
neu zu kombinieren strebt, ist bei den Deut-
schen Werkstätten der künstlerischen Origina-
lität freie Bahn gegeben worden. Eine glück-
liche Auswahl der Mitarbeiter hat dazu geführt,
daß die Produktion dieses Unternehmens einen
einheitlichen Zug aufweist. Sie hat bei allem
Reichtum in den Einzelerscheinungen einen
festen Charakter gewonnen.

Man wird angesichts der Entwürfe von Adel-
bert Niemeyer, Geyer-Raack, Eugen Julius
Schmidt, Richard Lisker, Ernst Böhm, Josef
Hill erb r and undB er tsch-Kampf erseckdie
oft aufgestellte Behauptung anzweifeln müssen,
daß die Gegenwart grundsätzlich ornamentfeind-
lich sei. In den Arbeiten aller dieser Künstler
äußert sich die Neigung der Zeit zum abge-
kürzten, symbolhaften Ausdruck, eine Tendenz,
 
Annotationen