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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Roessler, Arthur: Konservatismus und Modernismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0345
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Konservativismus und Modernismus

LOUIS BLANC

»MAUCH EN-BILDNIS«

sondern die wiedergeborene, die ethisch ge-
wordene Existenz, das Sakrament, als welches
jeder Mensch durch die Welt wandern soll."
Die erdrückende Last dieser unverzeihlichen
geistigen Schuld ladet sich nun der Mensch
auf, der trügerischem Wähnen, gedankenträgem
Hochmut verfallen, bewußt konservativ sein
will. Glücklicherweise ist dafür gesorgt, daß
nicht allzuviele der erwähnten Schuld sich schul-
dig machen, denn Wandel des Denkens, Wandel
des Fühlens, Wandel des Lebens überhaupt,
bedingen mit unausweichlicher Gesetzmäßigkeit
auch Wandel der Gesellschaftsform, Gegen-
standsform, Wandel der künstlerischen Aus-
drucksform. Deshalb und weil wir Dinge, Ma-

schinen, Bauten und Gebrauchsgeräte besitzen,
die keine Zeit vor uns besaß, besitzen wir auch
Gedanken und Anschauungen, die nur uns allein
eigentümlich sind. Unser öffentliches Leben
vollzieht sich in völlig neuen, unser privates
Leben in teilweise neuen Formen. Beides führt
mit Zwangsläufigkeit zu dem Bestreben, diesem
neuen Leben den ihm wesensgemäßen neuen
Ausdruck in der höchst gesteigerten Form, der
künstlerischen, zu geben. Dagegen können alle
Konservativen miteinander nichts ausrichten, zu-
mal dann nicht, wenn sie sich auf so schwanken-
den Boden stellen, wie es „die ästhetische
Grundlage" ist. Die ästhetische Grundlage?
Welche, bitte? Es gibt deren doch einige. Ah!

XXXI. Fetrnar 1928. 2
 
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