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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Schürer, Oskar: Der Maler Richard Schroette
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0355
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DER MALER RICHARD SCHROETTER

Richard Schroetter ist heutiger Europäer. Sein
Europäertum ist fixiert in der Spannung
Ost-West, einer Spannung, die einige seiner
Bilder schon zur Gleichung ausbalanzieren.
Sein Östliches — er stammt aus Olmütz, also
schon aus einer Sphäre latenten Balkans —
wurde hineingewoben ins Deutsche, in dessen
Kulturkreis er aufwuchs. Das nährte die Lyrik,
die verhangene Sentimentalität seiner frühen
Bilder. Radikaler Westen, zu dem sein Östliches
drängte, war in sein Wesen immer eingeströmt.
Zum Durchbruch im Bild gedieh er erst jetzt,
erst in den hier gezeigten Bildern, in denen die
Formpräzision fasziniert und zugleich auf der
Folie einiger Gefühlsweichheit, des östlichen
Erbes, die leise Trauer mischt, die hier erregt.
Beides, Präzision wie fühlsame Lethargie, speist
sich aus voller Sinnlichkeit und wird von ihr
über sich selbst hinausgetrieben.

Das Heutige in diesem Europäertum strafft
diese Bilder zum Gebilde, reißt sie heraus aus

bloßem Gesehen werden ins Sich-Zeigen einer aus
sich selbst atmenden und formbildenden Welt.

Da hinein treibt die Impulswelt des Schaf-
fenden. Die Schwarz-weiß-Reproduktion ver-
schiebt das Ineinander der Komponenten.
Das abstrakt Formale gewinnt bedenkliches
Übergewicht. Die farbige Wiedergabe der
„Baskischen Bar" in einem der vorigen Hefte
dieser Zeitschrift kompensiert diese Gefahr nicht
ohne die andere Gefahr der Farbenverfälschung
zu unterschieben. Der Betrachter muß also aus
Eigenem eine kräftige, blutgefüllte Farbigkeit
hineinschauen in die formalen Schematas. Ein
saftiger Strich, ein sich Hineinwühlen in lokale
Farbtiefen, ein Unterhöhlen der bunten Klänge
mit sonorem Schwarz. Ein kräftiges Vor und
Zurück von Gegensätzen dramatisiert die Fläche.
Gegen dieses Drama schleicht sich dann wieder
ein breites sich Hineinwühlen in reglose Farb-
gründe ein. Die beiden Moden der Sinnlichkeit
— könnte man analysieren. Das Westliche

XXXI. Februar 1928. 3
 
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