Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Der Maler Richard Schroette
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0356

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Maler Richard Schroetter

RICHARD SCHROETTER- PRAG

»FRAUEN UND STILLEBEN« 1927

und Östliche — könnte man geographisieren.
Das eigene Leben einer regen Farbsinnlich-
keit, — wird man einfach sagen dürfen. Wobei
man die von der einen Seite her drohenden
Gefahren einiger Faiblethargie nicht zu über-
sehen braucht. Wichtiger ist, zu sehen, wie
diese Farben bauen. Sie zünden sich an kleinem
Anlaß an und geistern in ihre Form hinein. Sie
kneten von innen die Form heraus und umgreifen
sie dann wieder von außen. Sie laden die
Fläche mit einer Plastizität, wie nur ursprüng-
liche Farbbegabung sie vermittelt. Man spürt:
dieses Auge muß Farbe geben, denn es schlürft
Farbe aus allem Ding der Welt.

In diesen sinnlichen Urgrund kerbt sich die
Konstruktion des Bildes. Das hier abgebildete:

„Zwei Frauen am Fenster" bezeichnet da viel-
leicht das Äußerste an bisheriger Leistung. Das
Räumliche wird durch straffste Aussage des
Körperlichen geschichtet und gefüllt, die Dinge
wachsen ins Bild hinein, wie der früheste Keim
es verlangt. Alle räumlichen Werte sind auf
die Fläche projiziert zu restlosem Einklang.
Irgend ein Formvorstoß gegen die Farbe inten-
siviert nur den schließlichen Effekt dramatischer
Spannung für das Auge. Anders organisiert
Schroetter in Bildern wie der „Baskischen Bar".
Da nimmt er die Impulse, wie sie das Farben-
schauen gab, ins Formgefüge auf, läßt die Form
als spannungsloses Resultat aus dem Farbgrund
aufsteigen. Ein still Vegetatives, das aus dem
Bilde aufsteigt, ist das Eindrucksergebnis.
 
Annotationen