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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 61.1927-1928

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Schmidt, Paul F.: Edwin Scharff - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9249#0445
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Professor Edwin Schar ff-Berlin

Hackl und die Akademie in München,
aber durchaus als Maler; sein Lehrer
auf der Akademie war der rein male-
risch eingestellte Herterich, der ihm
auch 1907 zum Rompreis und damit
zur Reise nach Spanien und Italien ver-
half, wo er sowohl Velasquez, Greco
und die Landschaft Toledos wie Signo-
relli und Michelangelo sich praktisch,
malend, nach-schaffend zu eigen machte.
Seit 1908 in München, dazwischen 1912
und 13 in Paris, war er immer als Maler
gewaltiger Aktkompositionen tätig; 1908
in einem ungeheuren Leinwand-Fresko
mit überlebensgroßen Figuren (das leider
zerschnitten wurde), seine eminente Be-
gabung zum Monumentalen erweisend,
seit 1906 schon im Modellieren von Fi-
guren und Reliefs dauernd sich Rechen-
schaft ablegend über die Raumform sei-
ner Gestalten, gleichwie Carstens
vor 130 Jahren; 1912 endlich in Paris
endgültig zur Bildhauerei übergehend.

Nicht das Nebeneinander beider Dar-
stellungsformen in seiner Arbeit vom
19. bis zum 25. Lebensjahre ist so er-
staunlich, auch nicht die Frühreife, die
den Zwanzigjährigen bereits zum voll-
kommenen Beherrscher der mensch-
lichen Gestalt im Monumentalformat
machte: das Stärkste und Bedeutsamste
in seiner ungewöhnlichen Begabung ist
die Gleichmäßigkeit, mit der er seine
Ideen in Malerei wie Skulptur ausdrük-
ken konnte und kann. Es sind keine
bloßen Übertragungen von Aktposen,
die er gemalt hat; und nirgends in seinen
Skulpturen äußert sich ein anderes als
rein plastisches Moment. Wir hoffen
aber die Zeit zu erleben, da man Edwin
Schärft große Wandbilder in Auftrag
gibt und er die wunderbar im Raum
schwebenden, greifbar existierenden
und in vollendeter Zartheit vergehenden
Gestalten seiner frühen Gemälde zu
lebendigster Wirkung wiedererstehen

lassen kann............. p. f. s.

*

Die Bewußtheit sucht nach neuen
Ahnen. . . Das „Zurück zur Klas-
sik" tönt aus vieler Munde. Der Erfolg
ist nicht selten ein blutleerer Klassizis-
mus, trockenes Epigonentum. Die neue
Klassik wird eine ganz andere Formen-
sprache schaffen müssen, gerade wenn
sie legitimer Erbe der alten Klassik zu
sein beansprucht....... emil utitz.

prof. edwin scharff. »stehende frau« bronze 1926
 
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