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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0792
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138**

ν. Dobschütz, Christusbilder.

Stephan Traktat
quod si faciem mearn corporaliter (2) si vero corporaliter faciem meam cer-
cernere cupis, en tibi vultus mei nere desideras, heu tibi dirigo linteum,

in quo non solum faciei mee figuram,
sed tocius corporis mei cernere poteris
speciem transformatam in linteo statum, divinitus transforrnatuni, quem
dirigo, per quam et desiderii tui cum intuitus fueris ardorem tui animi
fervorem refrigeres et quod de refrigerare poteris (cf. Gerv.)
meaudistiimpossibilenequaquam

tieri existimes. Ruf in

postquam tarnen com- (1) postquam vero cuncta et posteaquam comple-

plevero ea quae de me explevero .... vero......

scripta sunt, dirigam tibi

unum de discipulis meis, mittam tibi unum e dis- mittam tibi aliquem ex
qui tibi et populo tuo cipulis meis, qui te curet discipulis meis, ut curet
sanitates impertiat et ad ab egritudine tua et aegritudinem tuam et
sublimitatem iidei vos populum tuum ab errore vitam tibi atque bis qui
perducat. purificet. tecum sunt praestet.

Man sieht, der von Stephan III. benutzte Text deckt sich
fast ganz mit unserem Traktat, und beide stehen gleicherweise
gegen Rufin, so jedoch, dass unser Traktat von diesem leise be-
einilusst erscheint. Dabei ist zu bedenken, dass Stephan nur
kurze Andeutungen giebt. Er kann unsern Traktat in voller
Länge vor sich gehabt haben; nur für ein Stück ist das nicht
wahrscheinlich, die Auffassung des Bildes als Darstellung Jesu
in ganzer Figur.

6. Das führt uns zur Frage nach der Entstehungszeit.
Die Pariser Handschrift gehört dem 14. Jahrhundert an; der
Traktat aber muss wesentlich älter sein, das beweist wie die
Handschrift von Dijon aus dem 12. Jahrhundert so auch die
Benutzung durch Gervasius von Tilbury (1211—1213). Wenig
darüber hinaus führt Ordericus Vitalis (1141), der bereits die
Vorstellung von der Abbildung Jesu in ganzer Figur andeutet
(s. Belege V 81), wie sie unserm Traktat eigentümlich ist. Vom
Beginn des 12. Jahrhunderts führte uns ein gewaltiger Sprung
bis ins 8., wenn es richtig wäre, dass bereits Stephan III. 769
unsern Traktat benutzt hat. Die Vermutung liegt sehr nahe,
muss aber wohl abgelehnt werden. Entweder ist sie dahin zu
ändern, dass dem Papst damals eine ältere lateinische Form
unserer Legendendarstellung vorlag, welcher noch der Hinweis
auf die Darstellung Christi in ganzer Figur fehlte. Man kann
 
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