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Döring, Johann Peter [VerfasserIn]; Pfingsten, Johann Christoph [DruckerIn] [Verlag] [Hrsg.]; Kauffmann, Georg [Sonstige Person, Familie und Körperschaft] [Hrsg.]
Der Heydelbergische Catechismus Wider die ungegründete und lieblose Einwürffe des sogenannten Hiobs und Simsons: Aus Heiliger Schrifft Mit Beystimmung der gesunden Vernunfft, Gründlich und mit aller möglichen Bescheidenheit vertheidiget (1. Theil) — Bad Hersfeld, 1745 [VD18 90793153]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49651#0112
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Antwort.
§. i. Ihr wollet hiermit auf unseren Beweiß, den
uns Paulus an die Hand gibt, antworten; aber ihr
verantwortet euch schlecht. Dann fürs erste, so be-
gehet ihr hier einen logischen Fehler, den man
ricionem prmcPü nennet, und darinn bestehet, daß
man in Beantwortung der Einwürffe eben dasjeni-
ge, worüber noch die Streit-Frage ist, zur Ant-
wort gibt, und zur Auflösung der gegenseitigen Be-
weiß-Gründe anführet. Nun aber macht ihrs hier
also, wann ihr einwendet: Paulus nenne zwar
die Lüsterne Sünde; aber er wolle damit nicht/
sagen/ daß sie eigentlich Sünde; sondern daß
sie nur eine -Handschriffr der Sünde sey. Dann
ist dieses nicht eben die Frage,worüber hierzwischen
uns und euch der Streit ist: Ob nemlich,nach Pau-
li Lehr und Meinung, die Lust eigentlich Sünde
sey, oder nur eine Handschrifft der Sünde? Ihr
saget das Letzte, aber ohne allen Beweiß, wo-
durch auch nur wahrscheinlich würde: daß dieses
die Meinung des Apostels sey; da ich euch doch, in
der

<sunve genennet, nicht daß sie selbsten eigentlich eine
Sünde sey, sondern weil sie von der Sünd (nemlich, unserer
Voreltern) herkommt, und weil sie zur Sünde leitet und an-
reihet; und ist gleichsam ihre Handschrifft und das Sünden-
Gesetz, welches durch ihre Übertretung in ihr und unser armes
Fleisch ist eingeschrieben worden. Sie ist uns keine Sünde,
sondern vielmehr eine Gelegenheit zu streiken, zu siegen und
den ewigen Lohn zu erwerben. Ist es dann eine Sünde, wann
mich ein Feind angreifft, daß ich mit chm kampffen muß?
gewißlich nicht. Also ist es dann auch nicht Sunde, wann
mich die böse Lust angreiffet-, sondern wann ich nicht recht und
ritterlich mit derselhigen kämpfst, ynd mich mit Fleiß von ihr
überwinden lasse.
 
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