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der vorigen Antwort §. 2. aus dem Spruch Paulk,
und d-r Erklärung, die uns Johannes von der
Sünde gibt, ohnwidersprechlich bewiesen habe, daß
die böse Lust, nach Pauli Meinung, eigentlich Sün-
de sey. Darnach handelt ihr auch wider die ge-
meine Regul, die man bey Erklärung der Schrifft
in acht nehmen muß, daß man nemlich nicht ohne
Noch und Ursache von dem eigentlichen Ginn
abgehen müsse. Wann vom heiligen Abendmahl
die Rede ist, so schreiet ihr aus vollem Halft ,, man
müsse nach dieser Regel die Worte der Einsetzung:
im eigentlichen Sinn nehmen, obschon derftlbige,
wie überfiüßig gezeigt worden, nicht allein Lmssend
Widersprüche nach sich ziehet, sondern auch wider
die Ähnlichkeit des Glaubens streitet, und also nicht
rechtsinnig ftyn kan. kom. 12,7. Hier aber, wann
der Apostel sagt, daß die Lust Sünde sey; sosol es,
ohne alle Ursache, die ihr geben köntet, uneigentlich
zu verstehen ftyn; bloß allein darum, damit ihr
GOttes Gesetz vollkommentlich halten, noch über-
flüßige gute Wercke thun, und also in euren Augen
ein grosser Heiliger ftyn und bleiben möget. Ob ihr
aber mit dieser Ursache vor GOtt werdet bestehen
können, werdet ihr dermahleins, aber vielleicht zu
spat, erfahren.
§. 2. Ja ihr redet wider euch selber, Pater! dann
da ihr gestehet, daß die Lust von der Sunde herge-
kommen, so müsset ihr auch gestehen, daß die Lust
eine böse Tochter einer abscheulichen Mutter der
Sünde sey. Woraus ein jeder vernünfftiger Mensch
schliessen wird: So wird auch diese unselige Toch-
ter ihrer Mutter wohl gleich, und ebenfals Sünde
ftyn-