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Dörpfeld, Wilhelm [Hrsg.]
Troja und Ilion: Ergebnisse der Ausgrabungen in den vorhistorischen und historischen Schichten von Ilion 1870 - 1894 (Band 1) — Athen, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.1114#0019
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I. AB SC H NITT.
GESCHICHTE DER AUSGRABUNGEN VON TROJA.

i. Die Grabungen Schliemanns von 1870 — 1890.

Im Jahre 1868 betrat Heinrich Schliemann zum ersten Male den Boden der
Troas. Von dem Wunsche beseelt, die Stelle des homerischen Troja aufzu-
finden und vielleicht sogar durch Ausgrabungen die Ruinen der berühmten
Burg wieder an's Licht zu bringen, besuchte er zuerst den Ort des Skaman-
derthales, an dem damals von den meisten Gelehrten das alte Troja angesetzt
wurde, den steilen Berg oberhalb des Dorfes Bunarbaschi..

Hier hatte zuerst der französische Reisende Lechevalier am Ende des XVIII.
Jahrhunderts die homerische Stadt gesucht und angeblich auch gefunden. Hier
hatten später, wie im IX. Abschnitt näher geschildert werden soll, berühmte
Geographen und Strategen, von denen hier nur H. Kiepert, E. Curtius und
Feldmarschall von Moltke genannt werden mögen, das homerische Troja ange-
setzt. Hier waren ferner im Jahre 1864, also kurze Zeit vor Schliemanns erstem
Besuche, durch den Österreicher JT~G. von Hahn Ausgrabungen vorgenommen
worden, deren Ergebnisse nach dem Buche «Die Ausgrabungen auf der home-
rischen Pergamos von J. G. von Hahn, Leipzig 1864» auch den letzten Zweifel
an der richtigen Ansetzung Lechevaliers gehoben zu haben schienen.

Wie manche Reisende vor ihm, so bewunderte auch Heinrich Schliemann
damals die prächtige und umfassende Aussicht, die man von dem steilen Fels
am Skamander über die weite troische Ebene und das ferne Meer mit seinen
Inseln geniesst. Aber durch kleine Ausgrabungen überzeugte er sich bald, dass
hier wegen der geringen Schuttanhäufung und des zu jungen Alters der erhal-
tenen Mauerreste die berühmte Burg des Priamos nicht gelegen haben könne.

Er besuchte darum einen zweiten Ort der Skamander - Ebene, an dem von
einigen weniger bekannten Gelehrten das homerische Troja angesetzt wurde,
nämlich die näher am Meere gelegene Stelle Hissarlik, die Ruinenstätte der
griechisch - römischen Stadt Ilion.

Die bevorzugte Lage dieses Platzes, auf einem Hügel am Kreuzungspunkte
zweier fruchtbarer Ebenen, die grossen Schuttmassen, die sich hier im Laufe von
Jahrtausenden angehäuft hatten, die auffallende Übereinstimmung der landschaft-
lichen Verhältnisse mit den Angaben Homers über die Lage der Stadt und
endlich die durch Inschriften und antike Schriftsteller gesicherte Thatsache,
dass in römischer Zeit hier die Stadt Ilion gelegen hatte, Hessen ihn nicht
 
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