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Dörpfeld, Wilhelm; Schleif, Hans [Ill.]
Erechtheion — Berlin, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.6027#0041
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deckung dieses „Salzmeeres" in gleicher Weise zu tragen, wie an der gegenüberliegenden
„Parastas"-Ostwand der exzentrisch nach Westen vorspringende Fundamentteil. Die Spann-
weite zwischen den Innenkanten der beiden Euthynterie-Plattenschichten betrug 8 Fuß (im
ursprünglichen Plan 10 Fuß = 3,28 m). Wenn auch die eigentliche Felsenquelle niemals so
hoch gestiegen sein wird, daß die Fundamente im Wasser standen, so werden doch — wie in
allen Ergänzungszeichnungen angenommen und dargestellt — aUe Fundamentmauern am
,,Salzmeer" mit einem dicken wasserdichten Verputz gegen Zerstörung durch die Einflüsse
der Quelle gesichert gewesen sein, auch das Fundament unter der großen Nordtür, das den
Quellraum im Norden begrenzte. Im Norden ist nicht etwa wie im Westen eine Verdoppelung
durch eine zweite Fundamentmauer mit Marmoreuthynterie zu ergänzen; die Anschlußflächen
an der Türschwelle zeigen vielmehr, daß hier die dünnen Marmorplattenreihen stumpf an-
stießen und nicht durch eine gleiche ost-westlich laufende Reihe u-förmig-rechteckig mit-
einander verbunden waren. Darin darf man eine weitere Bestätigung dafür sehen, daß die
Felsspalte des „Salzmeeres", wie oben S. 36 aus dem Befund in der mittelalterlichen Zisterne
abgelesen, bis dicht an die Innenflucht der Erechtheion-Nordmauer heranreichte.

Uberdeckung des „Salzmeeres"

Wie hat nun die Uberdeckung des „Salzmeeres" ausgesehen? Oben S. 38 ist bereits darauf
hingewiesen, daß die im EW. für die Pflasterung des Westraumes beanspruchten Platten
diesen Zweck nicht gehabt haben können. Es gibt wohl überhaupt kein Pflaster in antiken
Bauten, das mit dem Mauerwerk durch Dübel und Klammern verbunden ist, geschweige denn
unter das Mauerwerk mit solchen Befestigungen untergreift und damit als Fundament be-
nutzt wird. Meist ist das Gegenteil der Fall. Die Pflasterplatten, insbesondere in Innenräumen,
werden — nützlicherweise nach Fertigstellung von Wänden und Decken — entweder ganz
frei oder in nach oben geöffnete Falze der vorspringenden Euthynterie oder auf Fundament-
vorsprünge gelegt. So besteht auch an drei anderen Stellen, wo beim Erechtheion mit Sicher-
heit Marmorpflaster erhalten ist, nämlich in der Ostvorhalle, in der Nordhalle und in der
Korenhalle, das Pflaster aus dickeren Marmorplatten von Stufen- bzw. Stylobathöhe, ist mit
den belasteten Schichten unter den Säulen bzw. unter der Mauer weder verdübelt noch
verklammert und bindet nicht ein.

Außen vor der Nordmauer und östlich der Nordhalle lagen infolge des dort aus früherer Zeit
vorgefundenen Porospflasterplatzes besondere Verhältnisse vor. Da dieser Platz mit Marmor
gepflastert werden sollte, wurde, wie auf Taf. 1, 2 und 4 bei ME an der Nordostecke der
Nordhalle deutlich zu erkennen ist, die weit vorspringende Poros-Euthynterie unter der
untersten Stufe 23,6 cm tief und etwa 65 cm breit ausgefalzt und, bündig mit den Fundament-
fluchten, mit Marmorquadern belegt, an die nun erst nach Osten das eigentliche Pflaster
anschloß. Es handelt sich hier also lediglich um eine Verblendung des zwischen der untersten
Stufe und dem Marmorpflaster des Platzes sichtbar bleibenden Euthynterievorsprunges mit
einem Marmorstreifen, der die Porosblöcke der Euthynterie verdecken soll. Der EW. 6 Fig.l,
gezeichnete Schnitt gibt diese klare Funktion der Marmoreuthynterie nicht wieder, weil
dieser Schnitt durch die von einer mittelalterlichen Zisterne zerstörten und verkürzten
Fundamente direkt östlich der Nordhalle gelegt ist. Auch die etwas anders geartete Kon-
struktion beim Philippeion in Olympia (5.Olympia-Bericht) vermeidet eine direkte Verbindung
durch Verdübelung und Verklammerung mit dem aufgehenden Mauerwerk. In gleicher Weise
als Euthynterie ist übrigens auch die eine 9,5 cm dicke Marmorplatte zu deuten, die außen
vor der Westwand des Erechtheions unter der 3. Stufe, die noch unter die beiden „Sockel-
schichf'-Stufen untergreift, erhalten ist (vgl. EW. 163, Fig. 104, ganz rechts mit Abb. 4).

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