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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Schultz, Alwin: Die deutschen Dombaumeister des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0087
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ERWIN VON STRASSBURG.

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eccl(esiae) argcntin ensis). Nach Spach (ReRauration de Peglise de Nieder-Has-
lach p. 1/) hiess der Meisler Jacobus*), also nicht Oberlin oder Eberlin, wie ihn
Adler nennt. Sollte da nicht dem erden Erfinder des Oberlin ein palaeogra-
phisches Malheur passirt sein und er statt magister operis einen Magisler Operlin
herausgelesen haben?
Ueber das Leben der andren Baumeider des vierzehnten und fünfzehnten
Jahrhunderts id wenig zu berichten. Was wir von ihren Schicksalen wissen, be-
schränkt dch meid auf einige unfruchtbare Zeitbedimmungen, und es fragt sleh
auch, ob, wenn wir ihren Lebensgang bis ins Einzelne verfolgen könnten, die
Dardellung eines solchen der deten Arbeit gewidmeten Lebens etwas besonders
Anziehendes bieten würde, zumal auch in ihrer kündlerischen Thätigkeit dch
damals eine persönliche originelle Richtung kaum annehmen lässt, da die Meiden,
wenigdens wie es heut noch scheint, weniger darauf Gewicht legten, Eigentüm-
liches, für ihre kündlerische Auffadung Bezeichnendes zu leiden, als innerhalb der
dem ganzen Zeitgeschmacke angemessenen Stilgattung möglichd Tüchtiges und
Brauchbares zu schaffen. Die originellen Ktindler erscheinen erd, als die Ktindler-
geschlechter, mit denen wir hier uns zu beschäftigen haben, längd im Grabe
ruhten.
Eine wesentliche Hilfe für die Architekten des späteren Mittelalters war
nämlich das Vorhandensein einer sehr ausgebildeten, leider zum grösseren Theile
in unterer Zeit vergebenen und noch nicht wieder gefundenen Proportionslehre,
vermitteld welcher es leicht war, durch geometrischc Condructionen, durch An-
wendung von Quadraten, gleichseitigcn Dreiecken und Kreisbogen, bedimmte
Dimensionen, Verhältnisse der verschiedenen Höhen und Breiten der Gebäude,
die Stärke der Mauern, die Mächtigkeit der Widerlager zu ermitteln, und so
nicht allein schöne Abmedungen der Bauteile zu einander, sondern auch die
Stabilität des Bauwerkes in leichter, unsehwer zu lernender Weise fedzudellen.
Dass derartige Condructionen thatsächlich von den Baumeidern des Mittelalters
angewendet wurden, hat Viollet-le-Duc (Dict. de l'arch. VII. $32. art. proportion)
wohl überzeugend nachgewiesen; überdies lagen Heidelod nach seiner Aussagc
Steinmetzenbücher des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts vor, denen er
die im ^kleinen Altdeutschen« III. Taf. X—XVI (Nürnberg 1831) mitgetheilten
Bcispiele von Condructionen verschiedencr Kirchcndurchschnitte entnahm. Schade,
dass diese Steinmetzenbücher nach Heidclod's Tode nicht für eine ödentliche
Sammlung erworben wurden; man könnte dann die Zuverlädigkcit jener Mitthei-
lungen, die bekanntlich öfters angefochten wird, gründlich prüfen, was bei der

0 E. X. Kraus theilt in der Kunstchronik, XI. Jahrgang (1S75 — 76), Oct. 2g und Nov. 5,
mit, dass diese dem Gerard Spach zugeschriebcnc Ilypothesc von demselben nie aufgesteilt worden sei.
Da vorliegender Aufsatz bereits vorjahresfrist in die Hände der Redaction abgeliefert war, konnten die
oben genannte Abhandlung von Kraus ebenso wie die Nachrichten, die Woltmann in seiner Geschichtc
der deutsehen Kunst im Elsass und in der Kunstchronik vom 24. Dec. 1875 über Erwin vorbringt,
nicht mehr verwendet werden, was indessen für diesen Zweck unerheblich ist, da es hier nur darauf
ankam zu zeigen, wie dürftige Nachrichten selbst über einen der grössten Meister überliefert lind. Mehr
bedauere ich, dass Max Allihn's Aufsätze ülper die Steinmetzen (in den Grenzboten 1875) nicht bei
Abfassung dieser Abhandlung benutzt werden konnten,
 
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