ITALIENISCHE EINFLÜSSE. HOLZSCHNITTE.
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Jahre 152g bis zu seinem Tode reicht. Die Schöpfungsgeschichte behandelte er
damals in sechs Blättern; den Sündenfall noch zweimal in verschiedenem Format,
wobei der Wetteifer mit Marc Anton besonders deutlich wird. An die Stelle
natürlicher, einfacher Empfindung ist ein demonstratives Pathos getreten, welches
sich in fast declamatorischen Bewegungen kund giebt, wie z. B. in der Eva,
welche den Tod Abels beklagt. Völlig in abltossende Manierirtheit versunken
sind die Dai Heilungen der heben Tugenden, Mars und Venus von 1530 und die
kleine Pallas, die letzte Arbeit des MeiHers, welche er nicht ganz vollendet
zurückliess.
Aus den Jahren 132/ und 1528 sind uns einige vortreffliche Blätter erhalten,
welche ein Uebergangssladium von der deutschen in die italienische Manier
repräsentiren. Vier ornamentale Compohtionen kommen den bellen Schöpfungen
der deutschen KleinmeiHer, eines Aldegrever, eines S. Beham vollkommen gleich.
Zwei schön gezeichnete Genien, welche einen Elelm und eine Fahne tragen, und
zwei gebügelte Genien als Wappenhalter liehen ebenfalls unter dem glücklichen
Einhuss der deutschen Renaissance. Eine Venus, welche mit Amor auf Wolken
schwebt, neigt sich bereits mehr dem italienischen Stile zu. Auffallend iH die
franzölische Devise: Venus La tres belle deesse d'amours. —'
Auch in der Radirung hat lieh Lucas von Leyden, wahrscheinlich nach dem
Vorgänge Dürers, versucht. Die bedeutendHen seiner Radirungen, wie der Eulen-
spiegel, eine hl. Catharina und das schöne Portrait des Kaisers Maximilian, fallen
in das Jahr 1320 In letzteren beiden Blättern vereinigt lieh noch die Radir-
nadel mit dem Grabltichel. Bei dem Portrait des Kaisers z. B. ilt der Kopf aus-
schliesslich mit dem Grabslichel ausgeführt, während die Brusl, die Balkonbrü-
stung, hinter welcher der Kaiser slehend gedacht ist, und das übrige Beiwerk
geäzt ist.
Lucas fertigte auch Zeichnungen für den Holzschnitt an. Doch fand die
Feinheit seiner Zeichnung keine geeigneten Interpreten. Unter der Hand des
Formsehneiders ging beinahe Alles verloren, was für seine Kunstweise charakte-
ristisch ist. Deshalb können die Holzschnitte, von denen uns etwa dreissig er-
halten sind, keinen Vergleich mit den grossartigen Werken eines Dürer aushalten.
Besonders bemerkenswerth sind zwei Folgen, welche in je sechs Blatt die un-
heilvolle Ilerrschaft des Weibes über den Mann illustriren: Eva reicht dem Adam
die verbotene Frucht, Simson wird von seinem Weibe der Haare beraubt, Salo-
mon betet, von seinen heidnischen Weibern verleitet, die Götzen an, der Zau-
berer Virgil, der von seiner Buhlerin in einem Korbe aufgehängt wird, nach
einer mittelalterlichen Legende, von Lucas auch in Kupfer gestochen u. s. w.
Diese Compohtionen zeichnete Lucas unmittelbar auf den Holzstock; wie
er denn auch für die Kupferstiche keine besonderen Zeichnungen angefertigt zu
haben scheint, was bei seiner ausserordentlichen Productivität erklärlich isl.
Wenigstens ist keine von seinen Zeichnungen auf unsere Zeit gekommen; alles,
was in öffentlichen Sammlungen unter seinem Namen geht, ist entsehieden unächt.
Dagegen existiren einige Kupferstiche aus späteren Jahrhunderten, welche
entweder nach Zeichnungen oder nach Gemälden des Lucas angefertigt sind.
Leider haben die Kupferstecher soviel von ihrem eigenen Stile hineingetragen,
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Jahre 152g bis zu seinem Tode reicht. Die Schöpfungsgeschichte behandelte er
damals in sechs Blättern; den Sündenfall noch zweimal in verschiedenem Format,
wobei der Wetteifer mit Marc Anton besonders deutlich wird. An die Stelle
natürlicher, einfacher Empfindung ist ein demonstratives Pathos getreten, welches
sich in fast declamatorischen Bewegungen kund giebt, wie z. B. in der Eva,
welche den Tod Abels beklagt. Völlig in abltossende Manierirtheit versunken
sind die Dai Heilungen der heben Tugenden, Mars und Venus von 1530 und die
kleine Pallas, die letzte Arbeit des MeiHers, welche er nicht ganz vollendet
zurückliess.
Aus den Jahren 132/ und 1528 sind uns einige vortreffliche Blätter erhalten,
welche ein Uebergangssladium von der deutschen in die italienische Manier
repräsentiren. Vier ornamentale Compohtionen kommen den bellen Schöpfungen
der deutschen KleinmeiHer, eines Aldegrever, eines S. Beham vollkommen gleich.
Zwei schön gezeichnete Genien, welche einen Elelm und eine Fahne tragen, und
zwei gebügelte Genien als Wappenhalter liehen ebenfalls unter dem glücklichen
Einhuss der deutschen Renaissance. Eine Venus, welche mit Amor auf Wolken
schwebt, neigt sich bereits mehr dem italienischen Stile zu. Auffallend iH die
franzölische Devise: Venus La tres belle deesse d'amours. —'
Auch in der Radirung hat lieh Lucas von Leyden, wahrscheinlich nach dem
Vorgänge Dürers, versucht. Die bedeutendHen seiner Radirungen, wie der Eulen-
spiegel, eine hl. Catharina und das schöne Portrait des Kaisers Maximilian, fallen
in das Jahr 1320 In letzteren beiden Blättern vereinigt lieh noch die Radir-
nadel mit dem Grabltichel. Bei dem Portrait des Kaisers z. B. ilt der Kopf aus-
schliesslich mit dem Grabslichel ausgeführt, während die Brusl, die Balkonbrü-
stung, hinter welcher der Kaiser slehend gedacht ist, und das übrige Beiwerk
geäzt ist.
Lucas fertigte auch Zeichnungen für den Holzschnitt an. Doch fand die
Feinheit seiner Zeichnung keine geeigneten Interpreten. Unter der Hand des
Formsehneiders ging beinahe Alles verloren, was für seine Kunstweise charakte-
ristisch ist. Deshalb können die Holzschnitte, von denen uns etwa dreissig er-
halten sind, keinen Vergleich mit den grossartigen Werken eines Dürer aushalten.
Besonders bemerkenswerth sind zwei Folgen, welche in je sechs Blatt die un-
heilvolle Ilerrschaft des Weibes über den Mann illustriren: Eva reicht dem Adam
die verbotene Frucht, Simson wird von seinem Weibe der Haare beraubt, Salo-
mon betet, von seinen heidnischen Weibern verleitet, die Götzen an, der Zau-
berer Virgil, der von seiner Buhlerin in einem Korbe aufgehängt wird, nach
einer mittelalterlichen Legende, von Lucas auch in Kupfer gestochen u. s. w.
Diese Compohtionen zeichnete Lucas unmittelbar auf den Holzstock; wie
er denn auch für die Kupferstiche keine besonderen Zeichnungen angefertigt zu
haben scheint, was bei seiner ausserordentlichen Productivität erklärlich isl.
Wenigstens ist keine von seinen Zeichnungen auf unsere Zeit gekommen; alles,
was in öffentlichen Sammlungen unter seinem Namen geht, ist entsehieden unächt.
Dagegen existiren einige Kupferstiche aus späteren Jahrhunderten, welche
entweder nach Zeichnungen oder nach Gemälden des Lucas angefertigt sind.
Leider haben die Kupferstecher soviel von ihrem eigenen Stile hineingetragen,