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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Lemcke, Carl von: Anton van Dyck: geb. in Antwerpen 1599, gest. in London 1641
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0525
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BEGINN DER UNRUHEN IN ENGLAND.

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ist nicht genau bekannt; Fräulein Marie Ruthvert; damals im Hof halt der Königin
Henriette und eine der schönsten jungen Damen ihrer Zeit. Sie besass kein Ver-
mögen. Ihr Vater; fünfter Sohn des Lord Ruthven, Grafen von Gowrie^, war
ein berühmter Arzt. Ihre Tanten waren die Herzoginnen von Montrose und
Lenox und die Gräfin von Athol. In dieser Hinhcht hatte seine Frau einen Stamm-
baum^ wie ihn der aristokratische Kaufmannssbhn von Antwerpen nur begehren
konnte.
Gegen 1640 gestaltete hch die Lage der Dinge in England sb düster^ dass
van Dyck Veranlassung hatte; nach einem gehcherten Asyl während des be-
ginnenden Sturmes der schweren Religions-Revolution auszuschaueip in welcher
Cromwelhs Eisenfaust Kronen und Scepter^, die Schwerter der Cavaliere und
allen Pomp der nach der absoluten Macht strebenden Königspartei und des ro-
manisch- und katholisch-beeinhussten Hof-Adelswesens zerbrach.
Rubens starb im Mai 1640. Van Dyck reiste im Herb st nach Antwerpen;
vielleicht um selbst zu sehep, wie weit es hch dort lohne^ die künstlerische Erb-
lchaft seines grossen Lehrers und Freundes anzutreten. Er muss wenig befriedigt
von den dort gemachten Beobachtungen gewesen sein. Auch war er wohl schon
krank und von der inneren Unruhe eines Leidenden getrieben; sb konnte das
sülle Antwerpen dem verwöhnten Günstling des Hofes schwerlich genügen. Im
Januar 1641 finden wir ihn dann in Paris ^ wo er die Aufträge für die Aus-
schmückung der grossen Louvre - Galerie zu erhalten hoffte. Doch Poushn wird
erst vorgeschobep, und Vouet erhält he dann durch seine Intriguen.
Mit getäuschten Erwartungen kehrte er nach England zurück. Er mochte
hch auch in seiner Ehre verpflichtet fühlen ^ nicht an seine Selbstrettung allein
zu denken^ wo nun Alles dem Schicksal der Entscheidung durch die Ge-
walt zudrängte; nachdem der schwache König feiger Weise den Sturm zu be-
lchwichtigen gesucht hatte; indem er im Mai 1641 das Todesurtheil Lord Straf-
fords; eines Gönners von van Dyck; Unterzeichnete.
Die Reise Karls nach Schottland; das irische Blutbad; die Selbstbewaffhung
der englischen Nation folgten. Das Königthum; das Adelsregiment und der
Papismus — der drohende Papismus vor Allem; waren die Gräuel in den Augen
der puritanischen, demokratischen Parteien. Van Dyck's Blüthezeit war um. Eine
andere Aera zog herauf. Er sollte he nicht mehr erleben.
Der Künstler wurde lchwer krank. Karl I. soll trotz seiner Geldnoth seinem
Leibarzt 300 B versprochen haben; wenn er van DyckL Leben rette. Aber es
gab keine Hilfe mehr. Der grosse Maler starb zu Blackfriars am 9. December
164I; noch nicht 43 Jahre alt; und wurde bestattet in St. Paul neben dem Grabe
von John of Gaunt. Acht Tage vorher war ihm eine Tochter; Justiniana; geboren.
Er starb durchaus nicht in Dürftigkeit. SeinTestament; fünf Tage vor seinem
Tode gemacht; ist erhalten (abgedruckt bei Carpenter). Das (väterliche?) Vermögen
in Antwerpen an Geldern und Gütern (ausser zwei Obligationen; im Betrage von
4000 ^6); welches seine Schweizer; die Klosterfrau Susanna in Händen hatte und
verwaltete; hinterlässt er dieser Schwester; damit he mit den Renten seine
(uneheliche) Tochter; Maria Theresa van Dyke; erziehe. Stirbt Susanna; sb erhält
Maria Theresa das Geld unter Vormundschaft von vier andern Frauen des Klosters
der Susanna. Desgleichen soll aus den Renten seine Schwester Isabella 230 Gulden
erhalten. Stirbt Schwester Susanna und die Tochter Maria Theresa; sb fällt das
 
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