Dohme, Robert: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Berlin, 1878)

Kaspar Netscher.
Geb. in Heidelberg 163g, -j* im Haag 1684.
Als Wilhelm III. hch im Getümmel
des Jahres 16/2 zuDeventer von Terborch
portraitiren laffen follte, verfprach er, wie
oben erzählt, den Bürgern eine Copie
feines Bildes von Kaspar Netfcher fenden
zu wollen, worauf die auf ihren Terborch
ftolzen Deventer die Antwort gaben, dafs
fie lieber ein Bild vom Meifler als vom
Schüler befäfsen. Deventer fetzte feinen
Willen gegen den Haag durch; auch,
wenn man fo will, ein republikanifches
Denkzeichen. Terborch, der Gefandten-
Maler des Münflerfchen Friedens und
Königs-Maler von Madrid war der grofsen
Welt abfeits von ihrem Getriebe in Deven-
ter, der anmuthigen Stadt an der breit -
(liefsenden Yffel mit dem fchönen Dom,
aufser Augen gekommen. Sein Schüler
dagegen, Kaspar Netfcher im Haag war
jetzt mit der vom Meifler erlernten Kunft
der Potentaten- und Gefandten-Maler geworden, um den Karl II. von England
durch feinen Gefandten Temple vergebens warb, ihn nach London zu ziehen,
und von dem auch die holze Frangoife Athenais von Montespan ihr Bild be-
htzen wollte.
Die Nachwelt hat den Deventern in ihrem Urtheil Recht gegeben. Fein,
liebenswürdig und begabt, ein trefflicher Künfller, wie Kaspar Netfcher war, ran-
girt er doch nur zweiten Ranges unter feinen Vorgängern und Muhern Terborch,
Metsu und van Mieris, an die er hch allerdings unmittelbar anreiht. Er war ein
Heidelberger Kind, auf dem Arm der Mutter in die Niederlande getragen, wie
die Berichte lauten. De Piles läfst ihn als Sohn eines im Dienft des Königs
von Polen verflorbenen Ingenieurs im Jahr i6ß6 zu Prag geboren werden, fonh


Die' Seifenblafc.
(Sammlung Lord Afliburton.)