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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woermann, Karl: Domenico Ghirlandajo: geb. 1449 in Florenz, † 1494 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0437
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DOMENICO GHIRLANDAJO.

Domenico möge ihm ein Andenken diefer Art Liften, verfuchte er verfchiedene
Mittel und Wege, um zum Ziele zu gelangen und verfprach fchliefslich den Ricci,
er wolle Alles auf eigene Koflen machen laffen, wolle he obendrein entfchädigen
und würde ihr Wappen an dem augenfällighen und ehrenvollhen Platze der
Kapelle anbringen laffen. So kamen he überein und fetzten darüber eine hrenge
Vertragsurkunde betagten Inhalts auf. Giovanni aber übertrug dem Domenico,
hier diefelben Gefchichten zu malen, die früher dargehellt gewefen; und he fetzten
den Preis auf 1200 Golddukaten feh; wenn das Werk ihm aber gehele, follten
es 200 mehr fein. Domenico legte darauf Hand an das Werk und rahete nicht, bis
er es in vier Jahren vollendet hatte. Dies gefchah im Jahre 1490 (das Datum 148$
des Vafari'fchen Textes ih entweder ein Irrthum oder ein Schreib- oder Druck-
fehler. Vgl. Vafari, Lemonnier, V, p. 72, Anm.) zur grofsen Zufriedenheit Gio-
vanni's. Diefer erklärte hch für gut bedient und gehand freimüthig, dafs Dome-
nico die 200 Dukaten mehr verdient hätte, fügte aber hinzu, es würde ihm an-
genehm fein, wenn er hch mit dem erhen Preife begnügen wolle. Domenico,
der Ruhm und Ehre viel höher fchätzte, als Reichthum, fchenkte ihm fofort das
Uebrige und erklärte, es läge ihm viel mehr daran, ihm genug gethan zu haben,
als feine volle Bezahlung zu erhalten. Hierauf liefs Giovanni zwei grofse Stein-
wappen anfertigen, das eine für die Tornaquinci, das andere für die Tornabuoni,
und diefelben an den Aufsenpfeilern der Kapelle anbringen; im Bogen aber an-
dere Wappen jener Familie, die hch in verfchiedene Namen und Wappen ver-
zweigt, wie, aufser jenen beiden, die Giachinotti, Popolefchi, Marabottini und
Cardinali. Als darauf Domenico das Altargemälde malte, liefs Giovanni in deffen
vergoldeter Umrahmung unter einem he abfchliefsenden Bogen ein fehr fchönes
Tabernakel für das Sakrament anbringen, auf deffen Stirnfläche ein Schild ge-
fetzt wurde, eine viertel Elle grofs, welches das Wappen der Patronatsherren
Ricci trug. Das Behe kam bei der Eröffnung der Kapelle. Denn die Ricci
fuchten jetzt mit grofsem Lärmen ihr Wappen und da he es nicht entdeckten,
wandten he hch mit ihrem Contract an den Rath der Acht. Die Tornabuoni
bewiefen nun, dafs es an dem augenfällighen und ehrenvollhen Platze des Werkes
angebracht fei; und obgleich jene nun ausriefen, dafs man es gar nicht fehen
könne, wurde ihnen gefagt, dafs he Unrecht hätten und dafs he hch damit zu-
frieden geben müfsten, dafs ihr Wappen an einem fo ehrenvollen Orte, wie der-
jenige zunächh dem allerheilighen Sakramente fei, angebracht worden. Und fo
entfchied der Magihrat, dafs es bleibe, wie es noch heute zu fehen ih." Vafari
fchliefst diefen nicht unintereffanten Bericht mit der weifen Bemerkung, dafs die
Armuth dem Reichthum zur Beute falle und dafs Reichthum, mit Klugheit ge-
paart, leicht und ohne Tadel zum gewünfchten Ziele führe.
Die Gemälde Domenico Ghirlandajo's bedecken alle Wände des Chors. An
der Decke find die vier Evangeliften gemalt; an der Fenherwand, unter An-
derem, Begebenheiten aus dem Leben des heiligen Dominicus und Petrus des
Märtyrers. Die Hauptcyklen aber behnden hch an den beiden Seitenwänden:
zur Linken die Gefchichten der Jungfrau Maria von ihrer Geburt bis zu ihrer
Himmelfahrt; zur Rechten die Gefchichten Johannes des Täufers von deffen
Geburt bis zur Taufe Chrihi und dem Tanz der fchönen Salome. Die Enthaup-
 
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