ARBEITEN IM CHOR VON STA. MARIA NOVELLA,
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tung iR nicht dargeRellt. Märtyrerfeenen, fcheint es, widerRrebten überhaupt dem
guten Gefchmacke Domenico's.
Die Eigenheiten diefer Gemälde find im Wefentlichen cjiefelben, die wir fchon
an denen der Kapelle Saffetti kennen gelernt: prächtig ausgeführte landfchaft-
liche oder architektonifche Hintergründe, einfach dargeRellte Haupthandlungen,
eine Fülle von Nebenfiguren mit höchR charaktervollen zeitgenöfhfchen Porträt-
köpfen. Um die DarRellung des hiRorifchen Vorganges iR es dem MeiRer auf
der Mehrzahl diefer Gemälde offenbar weit weniger zu thun gewefen, als um die
DarRellung jener der unmittelbaren Gegenwart entnommenen Prachtarchitekturen
und der ebenfo unmittelbar der Gegenwart abgefehenen Zeitgenoffenporträts.
Am augenfälligRen tritt das wohl auf dem Bilde hervor, welches die Erfcheinung
des Engels-bei Zacharias darRellt. Die nur aus den zwei Perfonen beRehende
Scene fpielt im Hintergründe in der Nifche des Prachtbaues, der den Raum des
Bildes einnimmt. Rechts und links im Mittelgrund und Vordergrund aber Rehen
lange Reihen vortrefflich charakterihrter Porträtfiguren, die einen auf höherem,
die anderen auf niederem Boden des reichen Baues, ohne die geringRe Beziehung
zu der Handlung, aber im vortrefflichRen monumental-malerifchen Zufammen-
hange mit der grofsartigen Architektur. Wo derartige Nebenfiguren weniger will-
kürlich erfcheinen, iR die PalaRarchitektur der Renaiffancezeit wieder oft fehl*
wenig am Platz, wie es doch ficher im höchRen Grade auffallend iR, dafs die
Geburt der Maria in einem Renaiffancefaale vor Reh geht, wie ihn die wirkliche
Architektur mit gleicher Pracht vielleicht niemals ausgeführt. Es iR das inmitten
diefer arealiRifcha genannten KunRweife ein Idealismus eigener Art, dem es aller-
dings gelingt, den Befchauer in andere Sphären, in feRlichere Stimmungen zu
verfetzen. Es follen diefe Bemerkungen auch keinen Tadel ausdrücken; Re follen
nur die Eigentümlichkeiten des Ghirlandajofchen Stiles conRatiren. Dagegen
dürften doch manche der Bewegungsmotive diefer Gemälde Tadel verdienen. Sie
Rnd mir oft etwas gefpreizt und manirirt vorgekommen. Befonders Rnd es die
herbeieilenden oder überhaupt in Bewegung beRndlichen ErauengeRalten, wie die
krau mit dem Fruchtkorbe auf dem Kopf in der Geburt Johannis, die WaRer
giefsende Magd in der Geburt Maria's und die junge Maria auf den TempelRufen,
welche in ihren Bewegungen gefpreizt Rnd und in ihren ohne Grund wie vom
Sturm bewegten Gewändern faR an die Barockzeit erinnern. Das Streben, Reh
felbR zu übertreffen, hat hier Domenico für Reh allein bereits auf ähnliche Ab-
wege geführt, wie Re fpäter ganze Generationen einfehlugen. Auch Rnd die ein-
zelnen Köpfe doch oft zu plaRifch modellirt, als follten Re wie ein nachgemachtes
Relief wirken, nicht aber malerifch ihre Stelle im Ganzen behaupten. Diefe ein-
zelnen Mängel oder Eigenthümlichkeiten thun der Grofsartigkeit des Gefammt-
eindrucks jedoch keinen Abbruch; und einzelne diefer Gemälde, wie dasjenige,
auf dem Zacharias fchreibt, dafs fein Sohn Johannes heifsen folle, wie ferner die
Vermählung der Jungfrau mit Jofef, die Taufe ChriRi und die Begegnung der
Frauen, Rnd auch als gefchloffene FigurencompoRtionen von hoher Bedeutung.
Im Allgemeinen läfst Reh wohl fagen, dafs Domenico in diefen Fresken die be-
wegten GeRalten weniger gelungen Rnd, als die in impofanter Ruhe daRehenden
EinzelRguren oder Gruppen. Diefe Rnd durchgängig mit einer Würde und Schön-
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tung iR nicht dargeRellt. Märtyrerfeenen, fcheint es, widerRrebten überhaupt dem
guten Gefchmacke Domenico's.
Die Eigenheiten diefer Gemälde find im Wefentlichen cjiefelben, die wir fchon
an denen der Kapelle Saffetti kennen gelernt: prächtig ausgeführte landfchaft-
liche oder architektonifche Hintergründe, einfach dargeRellte Haupthandlungen,
eine Fülle von Nebenfiguren mit höchR charaktervollen zeitgenöfhfchen Porträt-
köpfen. Um die DarRellung des hiRorifchen Vorganges iR es dem MeiRer auf
der Mehrzahl diefer Gemälde offenbar weit weniger zu thun gewefen, als um die
DarRellung jener der unmittelbaren Gegenwart entnommenen Prachtarchitekturen
und der ebenfo unmittelbar der Gegenwart abgefehenen Zeitgenoffenporträts.
Am augenfälligRen tritt das wohl auf dem Bilde hervor, welches die Erfcheinung
des Engels-bei Zacharias darRellt. Die nur aus den zwei Perfonen beRehende
Scene fpielt im Hintergründe in der Nifche des Prachtbaues, der den Raum des
Bildes einnimmt. Rechts und links im Mittelgrund und Vordergrund aber Rehen
lange Reihen vortrefflich charakterihrter Porträtfiguren, die einen auf höherem,
die anderen auf niederem Boden des reichen Baues, ohne die geringRe Beziehung
zu der Handlung, aber im vortrefflichRen monumental-malerifchen Zufammen-
hange mit der grofsartigen Architektur. Wo derartige Nebenfiguren weniger will-
kürlich erfcheinen, iR die PalaRarchitektur der Renaiffancezeit wieder oft fehl*
wenig am Platz, wie es doch ficher im höchRen Grade auffallend iR, dafs die
Geburt der Maria in einem Renaiffancefaale vor Reh geht, wie ihn die wirkliche
Architektur mit gleicher Pracht vielleicht niemals ausgeführt. Es iR das inmitten
diefer arealiRifcha genannten KunRweife ein Idealismus eigener Art, dem es aller-
dings gelingt, den Befchauer in andere Sphären, in feRlichere Stimmungen zu
verfetzen. Es follen diefe Bemerkungen auch keinen Tadel ausdrücken; Re follen
nur die Eigentümlichkeiten des Ghirlandajofchen Stiles conRatiren. Dagegen
dürften doch manche der Bewegungsmotive diefer Gemälde Tadel verdienen. Sie
Rnd mir oft etwas gefpreizt und manirirt vorgekommen. Befonders Rnd es die
herbeieilenden oder überhaupt in Bewegung beRndlichen ErauengeRalten, wie die
krau mit dem Fruchtkorbe auf dem Kopf in der Geburt Johannis, die WaRer
giefsende Magd in der Geburt Maria's und die junge Maria auf den TempelRufen,
welche in ihren Bewegungen gefpreizt Rnd und in ihren ohne Grund wie vom
Sturm bewegten Gewändern faR an die Barockzeit erinnern. Das Streben, Reh
felbR zu übertreffen, hat hier Domenico für Reh allein bereits auf ähnliche Ab-
wege geführt, wie Re fpäter ganze Generationen einfehlugen. Auch Rnd die ein-
zelnen Köpfe doch oft zu plaRifch modellirt, als follten Re wie ein nachgemachtes
Relief wirken, nicht aber malerifch ihre Stelle im Ganzen behaupten. Diefe ein-
zelnen Mängel oder Eigenthümlichkeiten thun der Grofsartigkeit des Gefammt-
eindrucks jedoch keinen Abbruch; und einzelne diefer Gemälde, wie dasjenige,
auf dem Zacharias fchreibt, dafs fein Sohn Johannes heifsen folle, wie ferner die
Vermählung der Jungfrau mit Jofef, die Taufe ChriRi und die Begegnung der
Frauen, Rnd auch als gefchloffene FigurencompoRtionen von hoher Bedeutung.
Im Allgemeinen läfst Reh wohl fagen, dafs Domenico in diefen Fresken die be-
wegten GeRalten weniger gelungen Rnd, als die in impofanter Ruhe daRehenden
EinzelRguren oder Gruppen. Diefe Rnd durchgängig mit einer Würde und Schön-