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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Niccolo Pisano: gest. um 1280
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0017

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Niccolo Pisano.

Es iE gewiis richtig und lachgemälS; dals auf dem Gebiete der Kunft -
gefchichte nicht der Beginn des 16.; fondern der Anfang des 15. Jahrhunderts
als Ausgangspunkt der Neuzeit gilt; denn lowohl in Italien als in den nördlichen
Ländern vollziehen hch die entfcheidenden Neuerungen^ welche der Kunft den-
jenigen Charakter gebeip der he von der mittelalterlichen unter fcheidet, und den
he im Welentlichen noch heute trägt; im Verlaufe des 15. Jahrhunderts. In
dielem Jahrhundert bereits treibt der Baum der modernen Kunft herrliche Blütheii;
denen dann im Anfänge des 16. die reifen Früchte folgen. Wollen wir aber
Blüthen und Früchte recht würdigen; lo müffen wir weiter zurückgreifen und uns
mit dem Keimen und allmäligen Wachten des Baumes vertraut machen. Wer
die Kunft der Renaiffance des 15. und 16. Jahrhunderts verftehen will, mufs ihre
Anfänge im iß. und 14. auffuchen.
Unter den Merkmalen der italienilchen Malerei und Bildnerei der Renaiffance-
zeit find doch wohl folgende zwei die bedeutendften:
Erftens ein eingehendes Studium der Natur im weiteften Sinne des Wortes^,
ein Studium., das lowohl die körperlichen Eigenfchaften des Menfchen, als auch
fein geiftiges Weleii; feinen Charakter umfalst und auf dielem Wege es zu indi-
viduellen Bildungen bringt, wie he die Kunft der früheren Jahrhunderte nicht ge-
kannt; dann aber auch auf die wirklichkeitsgemälse Wiedergabe der Umgebung
des Menfchen,, der Landlchaft, der Architektur, grolses Gewicht legt.
Zweitens ein Zurückgehen auf die antike Kunft; das im innigen Zulammen-
hange fteht mit dem auf das geiftige Leben des clalhlchen Alterthums überhaupt
gerichteten Sinne des gebildeten Italieners der Renaiffancezeit. Die Beftrebungen
des Humanismus konnten nicht ohne Einhufs auf die bildende Kunft bleibeip
wenn auch nicht beftritten werden loll; dals die italienilche Kunft des 15. Jahr-
hunderts nicht in dem Maafse eine Einwirkung der Antike erfuhr, wie maip wohl
durch das Wort nRenaiffancei verleitet; hier und da gemeint hat. Erft im
16. Jahrhundert macht hch dieles antikihrende Element in ftärkerer Weife geltend.
Die erften entfcheidenden Schritte in den beiden fbeben angedeuteten Rich-
tungen; in denen die Renaiffancekunft hch bewegte; wurden von zwei toscanilchen
Meiftern des iß. und 14. Jahrhunderts gethan: dem Bildhauer Niccolo Piläno und
dem Maler Giotto.
 
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