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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Woermann, Karl: Masaccio: geb. 1401 in San Giovanni, † wahrsch. 1428 in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0368

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Masaccio*).
in San Giovanni, j* wahrsch. 1^.28 in Rom.
Anfänge des fünfzehnten Jahrhunderts fehlten der
Malerei die wefentlichen technifchen Vorbedingungen,
unter denen allein he ihre Kräfte voll und frei entfalten und
ihre höchflen und fchönften Aufgaben erfüllen kann. Um die
genannte Zeit wurden die erlöfenden Schritte unter dem Ein-
hufs aller Faktoren, welche die Renaiffance-Zeit inaugurirten,
im niederländifchen Norden fowohl, wie in Italien, gethan.
Die Italiener waren dem Norden aber vielleicht, der Zeit
nach, um einige Decennien, den Leibungen nach, in der theoretifchen Durch-
bildung jener Vorbedingungen und in der bewufsten Handhabung der neuge-
fundenen Gefetze, unter denen nur der Perfpektive gedacht fei, voraus. Es war
damals ein vielfeitig reges, frifches Leben in Italien. Die Theoretiker und die
Praktiker ergänzten lieh gegenfeitig. Die Kunhgefchichte aber mufs dem Praktiker,
der das Neue zuerh in der fchönhen und grofsartighen Weife wirklich durchge-
führt, natürlich den Preis zuerkennen.
Dem unter dem Namen Mafaccio bekannt gewordenen grofsen Maler wird
trotz aller Streitfragen, die über einige von den einen ihm zugefchriebenen, von
den anderen ihm abgefprochenen Werke fchweben, trotz aller Dunkelheiten, an
denen feine Gefchichte reich ift, und trotz alles Antheils, den man einer Reihe
feiner mithrebenden Zeitgenohen bereitwillig an der Entwickelung des neuen
*) Der vorliegende Auffatz war bereits im Drucke, als die gediegene neue dänifche Monographie
von Fr. G. Knudtzon (liehe unten, Anm. 1) über Mafaccio und feine Zeit erfchien. Die von Lützow's
Zeitfchrift angekündigte Ueberfetzung der Hauptkapitel diefes Werkes ift auch jetzt, während der Kor-
rektur, noch nicht erfchienen. Ich mufste daher das dänifche Original durcharbeiten, um wenigftens
in der Korrektur meinem Artikel die etwaigen neuen Refultate zu Gute kommen zu laffen. Zu meiner
Freude fand ich, dafs der dänifche Verfaffer in einigen Punkten, wie in der Fefthaltung Mafaccio's als
Autor der Fresken von San Clemente in Rom und in der Ablehnung der Verdoppelung des Mafolino,
diefelben Anfichten vertheidigt hatte, wie ich. Dagegen fah ich, dafs er, abweichend von mir, dem
letzteren Künftler den ihm von Vafari zugefchriebenen Antheil an den erhaltenen Bildern der Kapelle
Brancacci zu Florenz zurückgegeben. Neue Thatfachen bringt das klar gefchriebene Buch fonft nur
wenige. Ich konnte unter diefen Umftänden meinen Artikel im Wefentlichen unverändert laffen und
mufste mich hauptfächlich nur in der zuletzt genannten Streitfrage mit dem geehrten Verfaffer aus-
einanderfetzen. Durch die Zuvorkommenheit unferes Herrn Verlegers ift dies bei der Korrektur noch
möglich gewefen,
1*
 
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