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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Arnolfo di Cambio: Geb. in Colle di Val d'Elsa 1232; gest. in Florenz 1310
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Dobbert, Eduard: Giovanni Pisano: Geb. in Pisa um 1250; gest. 1320
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0047

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ARNOLFO DI CAMBIO.

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thätig, wo er wahrfcheinlich die Kirche Sta. Croce baute, vor Allem aber durch
die Errichtung des Domes grofsen Ruhm gewann. In Anbetracht feiner Verdienfte
um dielen Bau verlieh ihm die Bürgerfchaft der Stadt Florenz im Jahre 1300
lebenslängliche Steuerfreiheit, lindem fie ihn für einen höchft berühmten, im
Kirchenbau vorzüglich bewanderten Meifler erklärte, durch deffen Fleifs, Erfah-
rung und Genie das Volk von Florenz, wie man aus den prachtvollen Anfängen
des von ihm begonnenen Gebäudes fehen könne, den fchonften und reichften
Tempel zu erhalten hoffe, den es in Toscana gebea.
Unter den wenigen von Arnolfo auf uns gekommenen Sculptur-Werken ift
das Grabmal des Cardinais von Braye in der Kirche S. Domenico zu Orvieto wohl
am beften geeignet, uns mit feiner Kunftweife bekannt zu machen. Der Ver-
dorbene liegt auf einem Paradebette, deffen Vorhänge von zwei Engeln gehalten
werden — eine hinfort in Toscana lehr beliebte Form des Grabmals. Darüber
thront hoch oben in einer fpitzbogigen Nifche, von zwei gewundenen Säulchen
flankirt, die Madonna mit dem Chriftkinde. Der Thron fo wie deffen Sockel und
auch die übrigen architektonifchen Beftandtheile des Denkmals find in der Weife
der römifchen Cosmaten-Arbeiten mufivifch verziert. In zwei kleineren Nifchen
zu den Seiten des Thronfbckels flehen die Statuen des h. Dominicus und des
h. Petrus, zu deffen Füfsen der zur Madonna emporblickende Cardinal noch einmal,
und zwar knieend, dargeftellt ift. Die Madonna zeigt eine ftarke Anlehnung an
die Antike in NiccoloV Weife. Ihr mit einem Diadem gefchmiickter Kopf hat
fchöne regelmäßige Züge, die Gewänder find fließend behandelt, der Faltenwurf
ift frei von Steifheit und Härte. Dominicus und in noch höherem Grade der in
tiefem Schlaf daliegende Cardinal zeigen eine individualiftilche Auffaffung, die wohl
über Niccoloß Kunft hinausweift. In dem Antlitz des Todten find die Furchen,
die das Alter hineingegraben, mit naturaliftifcher Treue wiedergegeben.

IV.
Giovanni Pisano.
Geb. in Pifa um 1250; geil. 1320.
Waren die beiden bisher betrachteten Schüler Niccolo PifanoV der Haupt-
fache nach dem Stile des Meifters treu geblieben, fo hat fch fein berühmter
Sohn Giovanni von demfelben freigemacht, ja ift in einen gewiffen Gegeniatz zu
demfelben getreten. Er hat offenbar für die durch feinen Vater in die Sculptur
wieder eingeführte Formenfchönheit weniger Sinn gehabt als für die Lebhaftig-
keit des Ausdrucks, die wir an den fpäteren Werken Niccoloß antrafen. Be-
zeichnet nach diefer Seite hin Giovanniß Kunft einen Fortfehritt über diejenige
Niccoloß, fo hat er fich andererfeits, wie wir bald fehen werden, ftarke Ueber-
treibungen auf Koften der plaftifchen Schönheit erlaubt.
Als jugendlichen Schüler feines Vaters haben wir Giovanni zuerft in jenem
Vertrage, den Niccolo mit der Domverwaltung von Siena im Jahre 1263
abfehloß, angetroffen. Daß er damals wirklich nach Siena überfiedelte und an
der Kanzel für den Dom mitarbeitete, ift aus den aüf uns gekommenen Rech-
 
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