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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Benedetto da Majano: geb. zu Florenz 1442; gest. ebenda 1497
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Bode, Wilhelm von: Mino da Fiesole: geb. in Fiesole  1431; gest. in Florenz 1484
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0346

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BENEDETTO DA MAJA NO.

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harb, war der Bau kaum über das erhe Stockwerk gefördert; feinen Abfchlufs
erhielt er durch das fchöne, leider nur theilweife ausgeführte Gefims nach Cronaca's
Entwürfe.

Mino da Fiesoie
geb. in Fiefole 1431; gelt. in Florenz 1484.
Der productivfte und gefuchtefte Bildner dieferZeit und Richtung, abwechfelnd
in Florenz und Toscana für die Medici und die angefehenen Familien von Florenz
wie in Rom für die Päpfte und Kirchenfürften gleich fehr befchäftigt, war Mino
di Giovanni di Mino da Fiefole, in Fiefole 1431 geboren und zu Florenz am
11. Juli 1484 geftorben. Aber diefe umfangreichen Aufträge verbunden mit einer
mehr oberflächlichen Begabung und einer leichten Erfindung haben auf die Ent-
wicklung des Künftlers keinen günfligen Einhufs ausgeübt: den meiden feiner
zahlreichen Bildwerke, felbft verfchiedenen feiner fonff trefflichen Bühen ift ein
etwas handwerksmäfsiger Charakter nicht abzuleugnen. Durch den wenige Jahre
älteren Defiderio da Settignano vom Steinmetz zu künftlerifcher Thätigkeit heran-
gezogen, ift Mino im Wefentlichen ein Nachfolger diefes Künftlers, deffen Richtung
bei ihm jedoch, fobald der Gegenftand ihn nicht zwang, fich treu an die Natur
zu halten, nur zu häufig in Manier ausartet. Schon Vafari fagt dies in feiner
treffenden Charakteriftik des Künftlers: ^Befähigt zu jeder Leiftung, wurde er
durch die Kunftweife feines Fehrers Defiderio da Settignano, deffen Fiebreiz in
den Köpfen feiner Frauen und Kinder wie feiner Gehalten ihm beffer gefiel
als die Natur felbft, völlig eingenommen, übte he und ahmte he nach, indem
er die Natur vernachläfhgte und für nichts achtete; wefshalb er mehr begabt
als wahrhaft künftlerifch zu nennen ift (fu piü graziato, che fondato nell' arte)«.
Wenn dennoch Mino auch heute noch vielfach als der eigentliche Repräfen-
tant diefer Richtung angefehen wird, fo liegt dies zum gröfseren Theil wohl in
der aufserordentlichen Zahl und in der leichten Zugänglichkeit der von ihm er-
haltenen Werke, fowie in der Verbreitung derfelben über die Grenzen Italiens
namentlich nach Frankreich, wo man zuerft auch in weiteren Kreifen die hohe
künftlerifche Bedeutung der Plaftik des Quattrocento zu verliehen und zu würdigen
begann. Theilweife ift die Schätzung des Künftlers aber auch in einem äufseren
Fiebreiz und einer gewiffen Naivetät feiner Gehalten wie feiner Decoration be-
gründet, welche namentlich in feinen früheren Werken zuweilen fah ungetrübt
hervortritt. In feinen Bühen, in denen er an die Natur gebunden war, tritt er
durch die Frifche und Energie der Auffaffung und die kräftige, wirkungsvolle
Behandlung feinem Lehrer und den anderen Bildhauern feiner Zeit ebenbürtig
an die Seite. In der grofsen Maffe feiner Werke erfcheint er dagegen in der
Erfindung wenig originell, ohne den feinen Gefchmack feiner Zeitgenoffen und
häufig fich wiederholend, in feinen Figuren meih eckig und wenig glück-
lich in der Bewegung wie in den Proportionen, in der Decoration feiner Kunh-
werke leicht trocken und nüchtern; feine Behandlung ih feiten frei von fpitzi-
ger und felbh kleinlicher Manier, bei gröfseren Werken auch von einer Flüchtig-
 
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