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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Andrea Pisano: Geboren in Pontedera; gest. wahrscheinlich in Orvieto 1349
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Dobbert, Eduard: Nino Pisano: Gest. in Pisa gegen 1368
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0053

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NINO PISANO.

39

wird von Herodias' Tochter der Mutter gebracht« — enthalten zwei bis drei,, ja
dasjenige., welches den Gang des Johannes in die WüAe darftellt, nur eine Figur.
Wie bei GiottO; fo iA auch hier der Kern des GegenAandes überall getroffen, fo
daß wir nirgend eine größere Perfonenzahl vermiffen. Zu den bedeutendften
Leitungen des Jahrhunderts gehören die acht ^Tugenden«; welche die unteren
Theile der beiden ThürAügel bedecken. Schön in den Raum hineincomponirt,
drücken diefe Frauengeftalten höchft treffend die jedesmalige Eigenfchaft aus.
Hier ift der EinAuß Giottoß befbnders deutlich wahrzunehmen.
Wie in der CompoAtion^, fo hat Andrea auch im Ausdruck Maats zu halten
gewußt. Seine Geftalten empAnden warni; laffen aber nirgend der Leidenfchaft
die Zügel Ehießen. In diefer Beziehung unterfcheidet Ach unfer Meifter von
GiottO; welcher in der DarAellung gewaltigen Affectes viel weiter ging. Wieder
Giottoß Kunft nahe verwandt ift aber die Behandlung der Gewänder bei Andrea.
DieElben fallen in großen breiten Flächen herab; ohne viel Falten zu werfen;
aber auch ohne die Formen des Körpers unkenntlich zu machen. Das Relief
feiner Figuren ift viel gleichmäßiger und Aacher als bei Giovanni und Niccolo.
Wie bei älteren griechifchen Reliefs kann man Ach auch hier vor die Figuren
eine Fläche geftellt denkerp welche die meiften Formen decken würde.
Andrea iA unter den Bildhauern der Pifaner Schule der Meifter der Anmuth.
Deßhalb bin ich auch geneigt, die früher dem Giovanni zugefchriebene fogenannte
Madonna del Aore^, welche^ das ChriAkind auf dem Arme; zwifchen zwei Engeln
über einem der Seitenportale des Aorentiner Domes Aeht, mit Bode dem Andrea
zuzuweifen. In diefer Gruppe Anden wir eben jene fchlichte Anmuth; welche in
hohem Grade für Andrea,, keineswegs aber für feinen Vorgänger bezeichnend iA.
Ob es je gelingen wird; den Antheil feAzuAellen; den einerfeits Andrea; an-
dererfeits Giotto an dem plaAifchen Schmucke des von Letzterem neben dem
Dom erbauten Glockenthurms hat; muß dahin geAellt bleiben. Die fchönen Re-
liefs; welche hier den Entwicklungsgang der Cultur darAellen; mögen in der That
dem Entwurf nach von Giotto Aammen. (Vergl. die Studie über diefen). Andrea
foll auch für die DomfaAade eine größere Anzahl von Statuen geliefert haben;
welche erA gegen Ende des 16. Jahrhunderts abgenommen worden fein follen.
Ob noch etwas von diefen Arbeiten exiAirt; iA fraglich; da die wenigen auf uns
gekommenen UeberreAe vom alten Faffadenfchmucke fehl* zweifelhafter Natur And.
Am Ende Eines Lebens; in den Jahren 1347 bis iß49; Anden wir Andrea in
Orvieto als ObermeiAer des Domes thätig.
Andrea vererbte jene zarte fünfte EmpAndung; der wir fo häuAg in Einen
Figuren begegnen; auf Einen Sohn

VI.
Nino Pisano.
Wir Anden ihn zuerA als Gehilfen des Vaters in Orvieto. Nach Andreaß
Tode Eheint er dann kurze Zeit als Capo maeAro am Dombau dafelbA geblieben
zu Ein. Florenz und Piß beAtzen einige Arbeiten von ihm. Zu den bedeu-
tendAen derElben gehören zwei Madonnen-Statuen in der Kirche Sta. Maria della
Spina zu Piß. Beides And anmuthige FrauengeAalten: die eine hält das Kind;
 
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