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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Duccio: geb. vor 1270, gest. nach 1320
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Dobbert, Eduard: Simone Martini: Geb. um 1283; gest. in Avignon  im Juli 1344
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0139

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SIMONE MARTINI UND PETRARCA.

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diefer Schule bis in's 15. Jahrhundert hinein entgegentritt. Aber die henehfche
Malerei blieb nicht bei den Errungenfchaften ihres Begründers Rehen; es traten
vielmehr MeiRer auf, von denen die Einen, auf den von ihm gewiefenen Wegen
fortfehreitend, die duccieske Anmuth Reigerten, die Anderen aber die Eigen-
thümlichkeiten von Duccio's KunR mit denjenigen der giottesken zu verbinden
wufsten.

II. Simone Martini.
Vor allen anderen lienelifchen Malern iR Simone Martini der MeiRer der
Anmuth, wie Giotto unter den Florentinern des Trecento der MeiRer in der Dar-
Rellung gewaltiger Affecte, energifcher männlicher Charaktere iR. Auf das
SchönRe ergänzen lieh die beiden berühmten Zeitgenoffen; frühe fchonhnd he
neben einander genannt worden. Petrarca lagt an jener oft erwähnten Stelle
feiner Briefe (EpiR. fam. lib. V, ep. 17): ^Zwei hervorragende.Maler habe
ich gekannt, den Florentiner Giotto, deffen Ruhm unter den Neueren grols iR,
und den Sienefen Symon.«
Simone Martini malte für Petrarca das Bildnils feiner geliebten Laura. In
drei begeiRerten Sonetten ($6, 5/ und *99) belang dann Petrarca diefes Bildnifs:
er Rellt Simone höher als Phidias und Polyklet, Zeuxis und Praxiteles; Simone
mtiffe Laura im Paradiefe gefehen und gemalt haben; das Werk gehöre zu den-
jenigen, die hch nur im Himmel vorRellen laffen. Dann wieder rühmt Petrarca
die fünften Züge von Simonens Laura, deren Anlchauen ihm Friede verkünde;
wenn er dann mit ihr rede, fcheine he ihm huldvoll zuzuhören, als könne he
leine Worte beantworten.
Sind auch diele Lobpreilungen des Dichters nicht frei von Ueberlchwäng-
lichkeit, lo hnd he doch für uns inlofern von Bedeutung, als aus ihnen hervor-
geht, dals Petrarca mit Simone Ril mio Simone nennt er ihn in dem einen Sonett)
befreundet war und ihn als KünRler lehr hoch Rellte. Mit Recht iR auf diefes
breundfehaftsverhältnifs fchon mehrfach x<als auf etwas Bezeichnendeste hingewiefen
worden. Es liegt nahe, das Verhältnifs Simonens zu Petrarca mit demjenigen
GiottoL zu Dante zu vergleichen. Eine Verwandtfchaft in der KunR der beiden
zuletzt genannten Männer habe ich in der Studie über Giotto nachzuweifen ge-
lucht. Nun lielse hch vielleicht, ohne den Thatlachen Gewalt anzuthun, lagen:
wie die erfchütternde dramatifche Saite der DanteWhen Dichtung in GiottoN
Werken nachklingt, lo tönt uns aus Simonens lieblichen Frauen- und Engels-
geRalten etwas von jener fchwärmerifchen Lyrik PetrarcaL entgegen.

Simone, der Sohn des Martino, mag im Jahre 1283 geboren lein. Ueber
den Gang feiner künRlerilchen Ausbildung erfahren wir nichts Zuverlälfiges,
müffen aber aus dem Charakter feiner Arbeiten auf ein Schulverhältnils zu Duccio
 
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